Informationen zur Lichtverschmutzung


VdS- Fachgruppe
DARK SKY
Initiative gegen Lichtverschmutzung

MITTEILUNG

zu den Anliegen und Initiativen der Fachgruppe DARK SKY - Initiative gegen Lichtverschmutzung innerhalb der Vereinigung der Sternfreunde e.V. (VdS)

Reiner Boulnois

Von der Öffentlichkeit kaum beachtet, nehmen die Belastungen durch zuviel oder falsch ausgerichtetes Licht in ganz Westeuropa dramatisch zu. Straßenbeleuchtung, Flutlicht für nächtliche Freizeitaktivitäten, Lichtreklame usw. führen zu einer erheblichen Aufhellung des Nachthimmels.

Dadurch werden Menschen im Schlaf und Zugvögel sowie nachtaktive Insekten bei ihren Wanderungen gestört. Während Auswirkungen von Luft- und Wasserverschmutzung aufmerksam registriert werden, werden die zunehmenden Beeinträchtigungen durch die Lichtverschmutzung noch akzeptiert.

Sternfreunde/innen sind dadurch gleich mehrfach betroffen; wie alle anderen Menschen in den Industrienationen müssen auch sie auf den faszinierenden Anblick eines sternenübersäten Nachthimmels verzichten. Denn in den städtischen Ballungsgebieten läßt die Lichtstreuung von Millionen Lampen gerade noch die hellsten Sterne erkennen. Dagegen kann jeder Normalsichtige mit dem bloßen Auge am wirklich nachtdunklen Himmel doch bis zu 3000 Sterne wahrnehmen, dazu das leuchtende Band der Milchstraße sowie prachtvolle Erscheinungen wie helle Kometen und Sternschnuppen. Leider werden auch kleinere Gemeinden immer häufiger nachts dermaßen beleuchtet, daß ein sternenübersäter Himmel nur noch in Ausnahmesituationen gesehen werden kann. Dadurch haben ernsthafte Amateurastronomen zunehmend Schwierigkeiten bei der Suche nach geeigneten Beobachtungsstandorten. Kaum bekannt ist deren oftmals wertvolle Zuarbeit zur wissenschaftlichen Forschungstätigkeit der Berufsastronomen, z.B. bei der Überwachung veränderlicher Sterne oder bei der Suche nach kurzfristig auftretenden Himmelserscheinungen. Berufsastronomen haben ihre Beobachtungsstationen schon längst in abgelegene Gebiete wie die Sierra Nevada (Spanien) oder die Anden (Chile) verlegt. Amateure können sich aus zeitlichen und finanziellen Gründen diesen "Astrotourismus" nur ausnahmsweise leisten.

Die im letzten Jahr gegründete Fachgruppe DARK SKY - Initiative gegen Lichtverschmutzung, tritt mit ihren Informationen jetzt an die Öffentlichkeit, um durch gemeinsame Aktionen einer weiteren Zunahme der Lichtverschmutzung entgegenzuwirken. Wie die Luftverschmutzung kann auch die Himmelsaufhellung durch künstliche Lichtquellen vermindert werden. Der Himmel über dem Ruhrgebiet sollte tagsüber nicht nur blau sein, auch der Nachthimmel sollte wieder dunkel werden! Zum Erreichen dieser hochgesteckten Ziele wurden von der Fachgruppe die folgenden Anliegen formuliert:

* Einschränkung überflüssiger bzw. sinnloser Beleuchtung im öffentlichen und privaten Bereich

* Einsparung von Kosten und natürlichen Ressourcen und damit Entlastung der Umwelt

* sinnvolle Ausrichtung notwendiger Beleuchtung und Optimierung der Leuchten

* Aufklärung über neueste Entwicklungen in der Lichttechnik unter besonderer Berücksichtigung von Einsparmöglichkeiten

* Beratung und Hilfestellung bei Planungen notwendiger neuer lichttechnischer Anlagen

* Koordination gleichgerichteter Aktivitäten im In- und Ausland beim Kampf gegen die Lichtverschmutzung.

Wie oben schon erwähnt wurde, ist Lichtverschmutzung nicht allein ein Problem der Sternfreunde. Jeder kann beobachten, daß gerade nachtaktive Tiere von weißem Licht "magisch" angezogen werden; zu oft ist damit ihr Ende vorprogrammiert. Das Massensterben von Insekten hat Auswirkungen auf ganze Biotope; die komplizierten Zusammenhänge können Broschüren wie "Überbelichtet - Vorschläge für eine umweltfreundliche Außenbeleuchtung" des Naturschutzbundes Deutschland oder "Auswirkungen großer Beleuchtungsanlagen auf nachtaktive Tiere, vor allem Insekten" vom Ministerium für Umwelt in Baden-Württemberg entnommen werden. Es existieren vorteilhafte Problemlösungen, die kostensparend sind und dabei ohne Verzicht auf Sicherheit und Komfort zu einer erheblichen Reduzierung derUmweltbelastungen führen.

Zu nennen wären dabei zielgerichtete Beleuchtung, denn nicht die Lichtquelle, sondern das beleuchtete Objekt soll zu sehen sein, die Umstellung auf Natriumdampf-Hochdrucklampen (gelbes Licht beeinflußt Insekten weit weniger als weißes Licht) und die teilweise Abschaltung der Beleuchtung nach Mitternacht. In der Stadt Bühl wurden z.B. HQL 125 Watt Quecksilberdampflampen durch NAV 70 Watt Natriumdampf-Hochdrucklampen ersetzt, was zu einer Verringerung des Energieaufwandes von über 40 % führt.

Echte Einsparungen lassen sich dagegen bei notwendigen Neueinrichtungen erreichen; dies wird auch durch Beispiele in unseren Nachbarländern Dänemark und Frankreich belegt. Bei einer flächendeckenden Umstellung kann sicher auf den Bau zusätzlicher (Kern-) Kraftwerke mit all den diskutierten schwerwiegenden Folgen für die Umwelt verzichtet werden. Auch bei der oft übermäßigen Bestrahlung von Denkmälern, Fabrikationshallen und Werbeflächen wird durch nach oben gerichtete Scheinwerfer der Himmel oft stärker als das Objekt selbst beleuchtet. Die Mitglieder der Fachgruppe DARK SKY sind fest davon überzeugt, die Verursacher unnötiger Lichtbelastung in diesem Bereich, etwa Kirchen und Unternehmer, durch vorbildhafte Beispiele und gute Argumente beeinflussen zu können.

Als sehr großes Problem müssen die vermehrt eingesetzten Disco-Scheinwerfer oder Skybeamer angesehen werden. Sie können z.T. über 30 km weit gesehen werden und tragen damit erheblich zur Lichtverschmutzung bei; zudem irritieren sie Autofahrer, wodurch gefährliche Verkehrssituationen entstehen können, genauso wie Zugvögel. So konnten im Gebiet des Vogelsberges in Hessen Kraniche, die in den Lichtkegel eines solchen Strahlers gerieten, erst nach dem durch Polizei bewirkten Abschalten in ihre Winterquartiere weiterziehen. Wieviele der weniger auffallenden Tierarten werden ebenfalls durch solche Skybeamer bedroht ?

Es besteht Handlungsbedarf bei den Verantwortlichen, zumal in Zeiten knapper finanzieller Mittel auf allen Ebenen. Mitglieder der Fachgruppe DARK SKY haben schon vor der Gründung durch Aktionen auf kommunaler Ebene und über Petitionen an den Deutschen Bundestag (1992 und 1996) sowie an das Europaparlament (1995) versucht, die Politiker auf das Problem der Lichtverschmutzung aufmerksam zu machen. Es wäre an der Zeit, einen nützlichen Dialog zwischen Technikern, Designern, Produzenten und Architekten im Bereich der Lichttechnik sowie den Verantwortlichen auf allen politischen Ebenen zu beginnen. Damit sollte eine veränderte Einstellung bei der Verwendung von Licht und die Erstellung von vorteilhaften Richtlinien erreichbar sein, und dies langfristig zum Wohle aller Menschen.

Kontaktadressen:

Reiner Boulnois
Mörikestr. 8
35039 Marburg
06421 / 22612

Winfried Kräling
Minksweg 4
35043 Marburg
06424 / 1490


Weitere Informationen finden Sie im INTERNET unter:

http://www.altec.de/vds/vdsfachg.htm

http://www.uni-essen.de/vds/vfglicht.hmtl

http://home.t-online.de/home/06151295986/darksky.htm