Der Sternenhimmel im Mai 2000


Der Weltuntergang findet im Mai nicht statt

von Winfried Kräling

Im Mai zeigt die Natur ihre volle Pracht; auch am Sternhimmel stehen die Frühlingssternbilder hoch über dem Horizont. Den Großen Wagen finden wir nach Einbruch der Dunkelheit im Zenit (direkt über uns). Bemerkenswert ist der Deichselstern Mizar, neben dem ein Beobachter mit guten Augen, auch ohne optische Hilfsmittel den etwas schwächeren Begleiter Alkor - das "Reiterlein" erblicken kann. Folgt man der Wagendeichsel, wird man zum Sternbild Bootes geführt, dessen orangefarbener Hauptstern Arktur ist der vierthellste Stern am Himmel. Arktur übertrifft unsere Sonne um das 22-fache im Durchmesser und etwa das 100-fache an Leuchtkraft; mit 37 Lichtjahren Entfernung er der nächste rote Riese im Weltall.



Im Bootes findet man ebenfalls einen schönen Doppelstern, es ist Izar, der auch epsilon Bootes genannt wird. Izar ist einer der schönsten Doppelsterne überhaupt mit markanten Farbkontrasten. Die hellere Komponente - ebenfalls ein Riesenstern - ist orangefarben, der etwas schwächere Stern leuchtet grünlich. Um Izar als Einzelsterne zu erkennen, ist allerdings ein größeres Teleskop notwendig. Die weiteren Frühlingssternbilder sind in nebenstehender Karte zu erkennen. Der Frühling ist die Zeit der Galaxien, die besonders häufig mit einem Amateurteleskop, teilweise schon im lichtstarken Feldstecher, zwischen dem Großen Wagen und der Jungfrau zu beobachten sind. Im Bereich der Jungfrau (lat. Virgo) ist sogar ein ganzer Haufen angesiedelt: der Virgo-Galaxienhaufen. Doch auch Kugelsternhaufen wie M53, M3 und M5 können jetzt wieder optimal beobachtet werden. Im Fernglas oder einem kleinen Fernrohr erblickt man einen verwaschenen Fleck, in leistungsstarken Teleskopen von Sternwarten offenbart sich die volle Pracht dieser Himmelsobjekte: tausende Sterne, die wie Diamantenstaub auf schwarzem Samt glitzern, sind im Gesichtsfeld zu erkennen.

Die schmale Mondsichel lässt sich erstmals wieder am 5. Mai, einem Tag nach Neumond am Abendhimmel erspähen. Das erste Viertel erreicht der Mond am 10., die Vollmondstellung am 18. und das letzte Viertel am 26. Mai. Von den hellen Planeten gibt lediglich Merkur vom 20. Mai bis zum Monatsende eine Kurzvorstellung am westlichen Horizont in der Abenddämmerung. Die Planeten Venus, Mars, Jupiter und Saturn stehen in unmittelbarer Nähe der Sonne und sind somit unbeobachtbar.

Mit dem Weltuntergang oder globalen Katastrophen - wie sie bei ähnlichen Konstellationen in der Vergangenheit häufig von wenig seriösen Medien prognostiziert wurden - ist wegen dieser Ansammlung nicht zu rechnen. Selbst wenn alle Planeten in einer Reihe stehen würden sind ihre Abstände zu groß, als dass ihre Gravitationskräfte nennenswerte Störungen auf Sonne oder Erde ausüben könnten. Auch die extrem enge Konjunktion zwischen Venus und Jupiter am 17. Mai sowie die große Konjunktion von Jupiter und Saturn am 28. Mai werden keine Folgen für die Menschheit haben. Bleibt ein Blick auf das Tagesgestirn selbst, wer Gelegenheit hat, mit entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen (die Volkssternwarte bietet zweimal monatlich Gelegenheit zur Sonnenbeobachtung) die Sonne zu beobachten, kann zur Zeit verstärkt Sonnenflecken beobachten, die häufig in ganzen Gruppen erscheinen. Eng verknüpft mit der Sonnenaktivität ist das Auftreten von Polarlichtern, wie sie zuletzt am 6. April in unserer Region sichtbar waren. Diese herrlichen Naturerscheinungen, die in roter- oder grünlicher Farbe über den nördlichen Himmel wallen, lassen sich zwar nicht vorhersagen, doch kann in den nächsten Monaten durchaus mit weiteren Naturschauspielen dieser Art gerechnet werden.

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Zu weiteren Einblicken am Teleskop in die faszinierende Welt der Sterne sind Besucher an den Freitagen 5., 12. u. und 26.05.2000. - bei klarem Himmel - ab 21 Uhr zur Beobachtung eingeladen. Am Freitag, den 19. Mai., um 20 Uhr , referiert Reiner Boulnois über die "mytische und astronomische Bedeutung der Sommersonnenwende". Zur Beobachtung der Sonne besteht - bei heiterem Wetter - an den Sonntagen 7. und 21. Mai von 11-13 Uhr Gelegenheit.


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