Der Sternenhimmel im Juni 2000


Johannisfeuer künden vom Höchststand der Sonne

von Winfried Kräling

Zu Johannis, am 23. oder 24. Juni, künden in vielen Regionen Europas Johannis- oder Sonnenwendfeuer vom Höchststand unseres Tagesgestirnes, der Sonne. Bereits unsere Vorfahren, die Germanen, feierten Sonnenwendfeste und verehrten damit den Lichtgott Balder, Sohn der höchsten germanischen Götter Odin und Freyja. Steinsetzungen aus der Jungsteinzeit bezeugen, dass schon die Menschen vor rund 5.000 Jahren, auch in unserer Region den Lauf der Sonne und des Mondes beobachteten und ihre Auf- und Untergänge am Horizont markierten. Die Kirchenruine südlich der heiligen Wiesen bei Ebsdorfergrund- Roßberg wurde bereits in der Frühzeit des Christentums, vermutlich an einem germanischen Kultplatz, errichtet. Die Längsseite dieser Kirchenruine ist exakt zum Aufgangspunkt der Sonne zur Sommersonnenwende ausgerichtet.



In diesem Jahr erreicht die Sonne ihren nördlichsten Punkt ihrer Bahn am 21. Juni um 3Uhr48 Sommerzeit und steht an diesem Tag mehr als 16 Stunden über dem Horizont. Der Sommervollmond, der am 16. Juni stattfindet, bewegt sich durch die Himmelsregion in der die Sonne im Dezember steht. Seine Auf- und Untergangspunkte liegen weit im Südosten bzw. im Südwesten und er erreicht nur eine geringe Höhe über dem Horizont; der Mond scheint in dieser Nacht nur etwa acht Stunden. Erstmals sichtbar ist die schmale Mondsichel am 4. Juni - zwei Tage nach Neumond und am 7. kann man bei klarem Himmel beobachten, wie der zunehmende Mond den hellen Stern Regelus im Löwen passiert. Das erste Viertel erreicht der Begleiter der Erde am 10., sein letztes Viertel am 25. Juni.

Merkur setzt Anfang Juni seine im Mai begonnene Sichtbarkeitsperiode fort und ist bis zum 10. des Monats am west- bis nordwestlichen Horizont in der Abenddämmerung sichtbar. Die Planeten Venus und Mars stehen neben der Sonne am Taghimmel und sind somit unbeobachtbar. Jupiter und Saturn, die sich im Mai ebenfalls am Taghimmel begegneten, können in der zweiten Junihälfte wieder über dem östlichen Horizont am Morgenhimmel aufgefunden werden. Am Morgen des 29. Juni gesellt sich die abnehmende Mondsichel zu dem Planetenduo.

Die kurzen Juninächte lassen die Beobachtung von Sternen erst sehr spät zu. Als erste Sterne in der Dämmerung findet man den orangefarbenen Arctur im Bootes und die bläuliche Wega in der Leier. Nach und nach erscheinen immer mehr Sterne und nach Einbruch der Dunkelheit kann man sich mittels Fernglas oder Teleskop auf die Suche nach Sternhaufen begeben. Nebenstehende Karte zeigt die auffälligsten dieser Gebilde, die im Juni besonders nahe des Horizontes recht häufig sind. Zur Beobachtung horizontnaher Objekte sollte die Luft allerdings ziemlich transparent sein, was zumeist nach dem Durchzug einer Kaltfront der Fall ist. Ein bemerkenswerter offener Sternhaufen ist M6 [siehe Ausschnitt], der im Fernglas als mit Sternen durchsetzter Nebelfleck wirkt, sich aber bereits im kleinen Teleskop als Sternhaufen in Form eines Schmetterlings entpuppt der von Astronomen auch liebevoll "Schmetterlingshaufen" genannt wird.

Gelegenheit zu tieferen Einblicken am Teleskop in die faszinierende Welt der Sterne haben Besucher vor Beginn der Sommerpause an den Freitagen 2. und 9.6.2000 ab 21 Uhr, falls es die Bewölkungsverhältnisse zulassen. Zur Beobachtung der Sonne besteht - bei heiterem Wetter - am den Sonntag den 18. Juni von 11-13 Uhr Gelegenheit.


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