Der Sternenhimmel im Juli 2000


Besucher aus den Tiefen des Alls am Juli-Himmel

von Winfried Kräling

Nach einem heißen Sommertag ist es angenehm, die Abendstunden auf der Terrasse oder im Garten zu verbringen. Wenn dann noch ein Komet aus den Tiefen des Alls den Nachthimmelhimmel ziert, lohnt sich besonders ein Blick zum Firmament.



Der Juli beginnt mondlos, am 1. ist Neumond, doch bereits zwei Tage später zeigt sich die schmale Mondsichel am westlichen Horizont. Das erste Viertel erreicht der Mond am 8., die Vollmondstellung am 16. und das letzte Viertel am 24. Juli. Die Nächte um das Monatsende sind nochmals dunkel, da unser Trabant am 31. Juli erneut als Neumond am Taghimmel steht. Von den hellen Planeten stehen Venus und Mars ebenfalls unbeobachtbar mit der Sonne am Taghimmel. Der flinke Merkur, der im Vormonat noch am Abendhimmel zu sehen war, lässt sich ab dem 22. Juli in der Morgendämmerung tief am nordöstlichen Horizont erblicken. Auch die Planeten Jupiter und Saturn bauen im Juli ihre Morgensichtbarkeit weiter aus. Beide Planeten findet man in der zweiten Nachthälfte in östlicher Richtung. Frühaufsteher können am 27. die reizvolle Begegnung mit der abnehmenden Mondsichel beobachten.

Nicht so hell wie die Kometen Hyauktake im Jahre 1996 und Hale-Bopp 1997 (siehe Auschnitt in Karte) dürfte der am 27.9.99 durch das amerikanische Himmelsüberwachungsteam LINEAR (LINCOLN NEAR EARTH ASTEROID RESEARCH) entdeckte Schweifstern C/1999 S4 LINEAR werden, doch sollte er nach jetzigen Berechnungen in der zweiten Julihälfte mit dem bloßen Auge zu sehen sein. In der ersten Monatshälfte zeigt sich der Komet in einem Fernglas, er wandert dann durch die Sternbilder Perseus und Giraffe. Die beste Beobachtungszeit ist die zweite Monatshälfte. Nach dem 21. geht der Mond, der mit seinem Licht zuvor die Beobachtung stört, erst nach Mitternacht auf. Am 23. Juli erreicht Komet LINEAR mit 55,8 Mio. km Entfernung den geringsten Abstand zur Erde und am 26. mit 114,4 Mio. km zur Sonne. Bei Sonnen- und Erdnähe entwickeln Kometen ihre größte Helligkeit. Am 19. findet man den Kometen gegen Mitternacht im Norden unterhalb des Polarsternes, am 22. unter dem bekannten Sternbild Großer Wagen, von wo er bis zum Monatsende in Richtung Löwen wandert. Er ist dann gegen Ende der Dämmerung in nordwestlicher Richtung zu sehen. Auch wenn der Komet mit bloßem Auge sichtbar ist, empfiehlt sich die Beobachtung mit einem Fernglas fernab von störenden Lichtquellen, um die ganze Schönheit dieses kosmischen Besuchers erfassen zu können.

Neben dem Kometen C/1999 S4 LINEAR zeigt die Sternkarte u.a. auch die Sternbilder Großer und Kleiner Wagen. Während der größere Wagen allgemein bekannt ist, fragen Besucher von Sternwarten häufig nach der Position des Kleinen Wagens. Verlängert man die Abstände der hinteren Kastensterne um das fünffache, findet man leicht den Polarstern, der allerdings nach einer beliebten Fehlinformation nicht der hellste Stern am Himmel ist. Mit einer Helligkeit, die mit den Sternen des großen Wagens vergleichbar ist, ist er der Hauptstern des Kleinen Wagens. In dunklen Nächten erkennt man vom Polarstern ausgehend, in Richtung der Deichsel des Großen Wagens, eine Kette schwächerer Sterne - die Deichsel des kleinen Wagens. Das Ende dieser Kette wird von zwei schwächeren und zwei helleren Sternen begrenzt, die den Kasten des kleinen Wagens formen.

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Im Juli ist die Volkssternwarte Marburg e.V. in Kirchhain, nicht geöffnet.


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