Der Sternenhimmel im Oktober 2000




von Winfried Kräling

Sollte sich der Oktober von seiner goldenen Seite zeigen, ist auch des Nachts mit exzellenten Beobachtungsbedingungen zu rechnen, allerdings breiten sich in Tallagen in der zweiten Nachthälfte häufig Nebelfelder aus.



Am Monatsersten zeigt sich bereits die schmale Mondsichel am Abendhimmel, die sich bis zum 5. halb gefüllt hat. Abergläubische Menschen sollten am Freitag den 13. Okt. die Rollläden besonders fest schließen, da der Vollmond in der ganzen Nacht am Himmel steht. Am 20. zeigt sich der Mond im letzen Viertel wiederum nur halbgefüllt und am 27. Oktober steht er gemeinsam mit der Sonne als Neumond unsichtbar am Taghimmel.

Ebenfalls unbeobachtbar bleibt der Planet Merkur im Oktober, sein Abstand zur Sonne ist zu gering, um den innersten Planeten des Sonnesystems zu sehen. Etwas günstiger steht Venus, diese lässt sich im Oktober zumindest kurz in der Abenddämmerung am westlichen Horizont erblicken. Mars baut seine Morgensichtbarkeit weiter aus, man findet den roten Planeten im Sternbild Löwen, wo er am 24. Besuch vom abnehmenden Mond bekommt. Die auffälligsten Planeten sind auch im Oktober Jupiter und Saturn, die beide jetzt weit vor Mitternacht aufgehen und somit zu lohnenden Beobachtungsobjekten werden. Bereits in einem Fernglas lassen sich die Jupitermonde Io, Europa, Kallisto und Ganymed sowie der Saturnmond Titan beobachten. Mit einem kleinen Teleskop lassen sich die Saturnringe und Wolkenstrukturen der Jupiteratmosphäre erkennen.

Wie die Natur zeigt sich auch der Sternhimmel mehr und mehr von seiner herbstlichen Seite. Zu Beginn der Dunkelheit sind noch einige Sommersternbilder sichtbar , doch werden diese im Laufe der Nacht von den Herbststernbilder nach Westen abgedrängt. Nebenstehende Sternkarte zeigt die Sternbilder, die man Abends in südöstlicher Richtung erblicken kann. Im Zentrum der Karte dominiert das große Pegasusviereck an das sich nach Osten die Kette der Andromeda anschließt. In klaren und dunklen Nächten kann man oberhalb dieser Sternkette bereits mit bloßem Auge einen milchig verwaschenen Nebelfleck entdecken: es ist M31 oder der große Andromedanebel unsere Nachbarmilchstraße in 2,3Mio. Lichtjahren Entfernung. Nur wenige Stunden lässt sich der weit südlich stehende helle Stern Fomalhaut beobachten, bevor er wieder im Horizontdunst verschwindet.

Mit einem Kreuz ist die Position eines lichtschwachen Sternes markiert, der aber zu den bemerkenswertesten Objekten der Sonnenumgebung zählt und van Maanen's Stern genannt wird. Dieser Stern, der erst 1917 von dem Astronomen A.van Maanen entdeckt wurde, steht in nur 13,8 Lichtjahren Entfernung ist aber so lichtschwach, dass er nur mit einem größeren Teleskop zu beobachten ist. Es handelt sich um einen weißen Zwerg, der etwa fünftausendmal schwächer als die Sonne leuchtet und nur in etwa die Größe der Erde besitzt. Seine Masse ist jedoch mit jener der Sonne vergleichbar. Könnte man einen Fingerhut voll Materie dieses exotischen Sternes auf eine irdische Waage bringen, würde man erstaunt feststellen, dass diese Menge knapp eine Tonne wiegt.

Gelegenheit zu tieferen Einblicken in die faszinierende Welt der Sterne haben Besucher an den Tagen der offen Tür, anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Sternwarte vom 13.-15. Oktober (über den Ablauf berichtet die OP in einem gesonderten Beitrag) und an den Freitagen 6., 20. und 27. September ab 20 Uhr, falls es die Bewölkungsverhältnisse zulassen. Alle Veranstaltungen finden in der Volkssternwarte Marburg e.V. - im Schulzentrum Kirchhain, Dresdener Str. 18, statt.