Der Sternenhimmel im Dezember 2000


Relikt einer Supernova am Abendhimmel

von Winfried Kräling

Im Dezember sind statistisch wieder mehr klare Nächte als im November zu erwarten. Vor allem nach dem Durchzug einer Kaltfront sieht man die Sterne besonders schön funkeln. Am 21 Dezember um 14:37 Uhr hat die Sonne den tiefsten Punkt ihrer Bahn erreicht; es ist Winteranfang. An diesem Tag erleben wir die längste Nacht des Jahres, danach werden die Tage allmählich wieder länger.



Am Monatsanfang zeigt sich die zunehmende Mondsichel am Abendhimmel, die sich bis zum 4. Dezember zur Hälfte gefüllt hat. Als Vollmond zeigt sich unser Trabant am 11. und im letzten Viertel am 18. Dezember. Um die Weihnachtstage ist der Mond unbeobachtbar, doch zeigt er sich im Dezember nochmals ab dem 27. 12. wieder als dünne Sichel am Abendhimmel, wo er sich am 29. zum hellen Abendstern gesellt. Venus, die abwechselnd als Morgen- oder Abendstern gesehen werden kann, wird im Dezember für einige Stunden nach der Abenddämmerung zum auffälligsten Gestirn am Himmel. Sie überstrahlt sogar den glänzenden Planeten Jupiter, der allerdings den Vorteil geniest, dass er im Dezember noch nahezu die ganze Nacht am Himmel steht und hoch über den Horizont steigt. Diesen Vorteil wissen Teleskopbesitzer zu schätzen, da sich dann auch schon in kleineren Teleskopen Details in der Jupiteratmosphäre erkennen lassen. Das gleiche gilt auch für den Ringplaneten Saturn, der unweit von Jupiter steht. Titan, der hellste seiner Monde kann bereits in einem guten Fernglas erkannt werden, und je nach Größe des Fernrohres lassen sich weitere Monde sowie Einzelheiten in den Ringen und der Planetenoberfläche beobachten.

In den Morgenstunden vom 5. bis zum 16. Dezember kann man z.T. sehr helle Sternschnuppen erblicken, die aus dem Sternbild Zwillinge (lat. Gemini) zu kommen scheinen und deshalb Geminiden genannt werden.

Der Fixsternhimmel im Dezember zeigt sich im östlichen Bereich frühwinterlich. In südöstlicher Richtung erkennt man am frühen Abend die typischen Wintersternbilder Stier, Fuhrmann und Orion, die Zwillinge und die beiden Hunde folgen im Laufe der Nacht.

Eines der bemerkenswertesten Objekte überhaupt ist M1, der Crabnebel im Sternbild Stier. Es handelt sich um ein bereits in einem kleinen Fernrohr sichtbaren Überrest einer kosmischen Katastrophe, von der uns chinesische Astronomen aus dem Jahre 1054 n.Chr. berichteten. Sie beobachteten an der Position des heutigen Crabnebels einen Stern, der so hell war, dass er über Wochen sogar am Taghimmel gesehen werden konnte. Heute wissen wir, dass sie eine Supernova - also eine starke Sternexplosion - miterlebten, die so gewaltig war, dass sie die Leuchtkraft unserer Sonne um das 400-millionenfache übertraf. Im Zentrum des Crabnebels findet man noch einen Überrest des ehemaligen Sterns, einen Neutronenstern mit etwa 10 km Durchmesser und einer unvorstellbar hohen Dichte. Die Menge eines Fingerhutes würde auf der Erde etwa soviel wiegen, wie ein Würfel aus Stahl mit einer Kantenlänge vom 50Meter! Dieser Reststern rotiert in nur 0,03 Sekunden einmal um seine Achse und sendet dabei einen pulsierenden Röntgenstrahl in Richtung Erde.

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Gelegenheit zu tieferen Einblicken am Teleskop in die faszinierende Welt der Sterne haben Besucher an den Freitagen 1.,8., 15. und 22. Dezember ab 20 Uhr, falls es die Bewölkungsverhältnisse zulassen. Zur Beobachtung der Sonne besteht - bei heiterem Wetter - am Sonntag den 3. und 17. Dezember von 11-13 Uhr Gelegenheit. Am Freitag den 8.12.2000 zeigt Ingo Flick um 20 Uhr die neuesten Bilder vom Weltraumteleskop Hubble. Alle Veranstaltungen finden in der Volkssternwarte Marburg e.V. - im Schulzentrum Kirchhain, Dresdener Str. 18, statt.