Der Sternenhimmel im Juni 2002

Ein Service der Volkssternwarte Marburg e.V.


Zwei "extrasolare Planetensysteme" sind nahe Arktur sichtbar

von Winfried Kräling

Es ist mal wieder so weit: Die Zeit der hellen Nächte strebt ihrem Höhepunkt entgegen und damit naht auch die Sommersonnenwende. Die Sonne wird in diesem Jahr am 21. Juni exakt um 15:24 Uhr ihren nördlichsten Bahnpunkt erreichen und von da an ihren Lauf wieder wenden. Dieser Zeitpunkt markiert zugleich auch den "astronomischen" Sommeranfang.. Von der Planetenparade im Mai sind nur noch Venus und Jupiter am Abendhimmel übrig geblieben, letzterer allerdings auch nur noch bis zur Monatmitte. Venus hingegen wird noch den ganzen Sommer als hell leuchtender Abendstern erstrahlen.



Auf der Sternkarte findet man unterhalb der Deichsel des Großen Wagens das Sternbild Bootes, das wie eine überdimensionale Eiswaffel am südwestlichen Himmel steht. Der orangefarbene Hauptstern dieser Konstellation Arktur, ist der hellste Stern des Nordhimmels. Weiterhin recht auffällig sind die bläuliche Wega in der Leier, die gelblich leuchtende Spica in der Jungfrau und der rötlich strahlende Antares im Sternbild Skorpion. Zu den eindrucksvollsten "Deep Sky"- Objekten für kleine Teleskope oder lichtstarke Ferngläser der Sternkarte zählen die Galaxien M51 und M104 sowie die Kugelsternhaufen M13, M3 und M5.

Seit 1995 haben Wissenschaftler etwa 70 Sterne entdeckt, die wie unsere Sonne von Planeten umkreist werden. Zwei dieser "Exoplanetensysteme", die Sterne tau Boo und 70Vir, befinden sich nahe beim hellen Sternes Arktur und sind so hell, dass sie mit dem bloßen Auge erkennbar sind. Allerdings sind die Planeten dieser Sterne in keinem Fernrohr zu sehen, sondern verraten uns ihre Existenz infolge ihrer Schwerkraft durch kleine Unregelmäßigkeiten im Spektrum ihrer Sterne. Auch wenn diese Planeten nicht direkt sichtbar sind, lassen sich aus den Sternspektren einige interessante Fakten ableiten.

Beide Sterne haben etwa die dreifache Sonnenleuchtkraft und etwas größere Massen als unser Zentralgestirn. Der Planet von tau Boo übertrifft die Masse der Erde um das 1400-fache, ein Umlauf um seine Heimatsonne dauert nur etwa 3,3 Erdentage und bei einer Temperatur von knapp 2000°C herrschen dort recht unwirtliche Verhältnisse auf seiner wahrscheinlich glutflüssigen Oberfläche. Der Planet von 70Vir besitzt sogar eine mehr als 2000-fache Erdmasse und er umkreist seine Sonne in 116,7 Erdentagen. Mit 85°C ist seine wahrscheinlich jupiterähnliche Oberfläche weniger lebensfeindlich als die von tau Boo. Nicht auszuschließen ist, dass beide Sterne weitere, noch nicht nachgewiesene, auch erdähnliche Planeten besitzen, die ihren Heimatstern in einer Region umkreisen, in der ähnliche klimatische Bedingungen herrschen wie bei unserer Erde. Dies ist (vorerst) aber noch Spekulation .