Der Sternenhimmel im Juli 2002

Ein Service der Volkssternwarte Marburg e.V.


Leuchtende Nachtwolken erhellen den Himmel und Sheliak schaltet auf Sparflamme

von Winfried Kräling

In den hellen Julinächten besteht für den aufmerksamen Beobachter auch im Landkreis die Chance ein recht seltenes Naturschauspiel zu beobachten: Leuchtende Nachtwolken. Während gewaltige Gewitterwolken bis in Höhen von 10 km reichen und die zarten Cirrus- oder Schleierwolken etwa 20 km hoch sind, befinden sich Leuchtende Nachtwolken in mehr als 80 km Höhe, in einer Region also, wo auch Polarlichter und Sternschnuppen aufleuchten. Sie bestehen aus winzigen Staub- und Eispartikel, die noch in der großen Höhe von der Sonne angestrahlt werden und das Sonnenlicht reflektieren. Leuchtende Nachtwolken können sehr hell sein, die Beobachtungsdauer kann wenige Stunden aber in seltenen Fällen auch einige Tage betragen.



Von den hellen Planeten zeigen sich lediglich die helle Venus als strahlender Abendstern am westlichen Abendhimmel und ab etwa der Monatsmitte befreit sich der Ringplanet Saturn aus den Strahlen der Sonne und kann wieder in der Morgendämmerung nahe am östlichen- bis nordöstlich Horizont erspäht werden. Als Sternschnuppenmonat wird allgemein der August bezeichnet, wenn der Sternschnuppenschwarm der Perseiden zu beobachten ist. Weniger bekannt ist, dass Mitglieder dieses Stromes bereits in der zweiten Julihälfte zu sehen sind, von denen einige Schnuppen sehr hell werden können.

Zu den bemerkenswertesten Fixsternen am Sommerhimmel zählt der Stern Sheliak [Karte], der Sternfreunden allerdings besser unter der Bezeichnung Beta Lyra bekannt sein dürfte. Man findet ihn unweit von Wega im Sternbild Leier (lat. Lyra). Bereits in kleinen Fernrohren erkennt man, dass Sheliak ein Doppelstern ist. Größere Amateurteleskope zeigen zwei weitere Komponenten dieses etwa 880 Lichtjahre entfernten Sternensystems. Der oberste und schwächste Stern (Einsatz in Grafik) steht allerdings nur zufällig in der gleichen Blickrichtung; Astronomen bezeichnen solche Sterne als "optische Doppelsterne". Die drei helleren Sterne sind durch die Schwerkraft miteinander verbunden, es handelt sich hierbei um "physische Doppelsterne". Die Spektren der beiden hellsten Sterne verraten, dass diese beiden Sterne wiederum doppelt sind, allerdings so dicht zusammen stehen, dass sie auch in den größten Teleskopen scheinbar zu je einem Stern "verschmelzen". Die beiden Sterne der Hauptkomponente von Sheliak, deren Massen auf das 80- bzw. 50-fache der Sonnenmasse geschätzt wird, stehen so dicht zusammen, dass sie sich sogar durch ihre Anziehungskraft zu regelrechten "Eiern" verformen. Sie umkreisen sich in nur 12,9 Tagen, dabei bedecken sie sich von der Erde aus gesehen gegenseitig. Solch eine Bedeckung lässt sich sogar mit dem bloßen Auge erkennen, da uns zu Zeiten wo die Sterne hintereinander stehen, nur das Licht der vorderen Komponente erreicht, was sich durch einen merklichen Helligkeitsabfall bemerkbar macht. Im Juli lassen sich Bedeckungen der helleren Komponente an den Abenden des 2., 15. und 28. beobachten. Steht der schwächere Stern hinter dem helleren kommt es zu einem Nebenminimum. Solche Nebenminima ereignen sich im Juli am 9. und 22. in den Vormittagsstunden.

Die Ursache des Lichtwechsels von Sheliak ist Astronomen bestens bekannt und das Datum der Bedeckungen vorhersagbar. Ungeklärt ist der Helligkeitsanstieg des Sternes Delta Scorpii [Karte], der bis zum Jahre 2000 konstant, etwa so hell wie der Polarstern, leuchtete und seit zwei Jahren seine Leuchtkraft um mehr als 50% gesteigert hat und damit in die Liste der hellsten dreißig Sterne aufgerückt ist . Erleben wir zur Zeit die Verwandlung eines Sternes zu einem roten Riesen? *

Im Juli ist die Volkssternwarte Marburg e.V. in Kirchhain, nicht geöffnet.