Der Sternenhimmel im September 2002

Ein Service der Volkssternwarte Marburg e.V.


Venus im größten Glanz - Tagbeobachtungen möglich

von Winfried Kräling

Der September, nach dem römischen Kalender der siebte Monat (lat. Septem = sieben) war ein wichtiger Zeitabschnitt im germanischen Jahreskreislauf. Im Althochdeutschen wurde er Scheiding genannt. Auch astronomisch ist der September ein Scheidemonat, am 23. September um 6 Uhr 55 haben wir Tag- und Nachtgleiche (Herbstanfang), die Sonne steht nun bis in den kommenden März länger unter als über dem Horizont.



Auch unsere Sternkarte zeigt die Scheidung von Sommer- und Herbststernbilder. Bedingt durch die früher einsetzende Dunkelheit, stehen nach Ende der Dämmerung noch typische Sommersternbilder wie Adler, Schwan und Leier hoch am Himmel, während im linken Bereich der Karte die Herbststernbilder Steinbock, Wassermann Fische, Walfisch, Pegasus und Andromeda platziert sind , die im Laufe der Nacht die Sommersternbilder verdrängen. Das Sternbild Cepheus steht so nahe am Himmelspol, dass es in unseren Breiten das ganze Jahr über sichtbar ist.

Der bekannteste Stern im Cepheus ist d Cep (sprich: delta Cephi). Bereits in einem Fernglas ist zu erkennen, dass der gelbliche d Cep einen blauen Begleiter hat. Seinen Bekanntheitsgrad verdankt dieser Stern jedoch seinem Lichtwechsel von exakt 5 Tagen, 8 Stunden und 48 Minuten. Er ist der Prototyp von einer Gruppe kurzperiodischer Veränderlichen, den nach ihm benannten Cepheiden. Cepheiden sind Überriesen, die ihre Helligkeit in regelmäßigen Zeitabständen verändern, die Periode ihres Lichtwechsels steht in direkter Beziehung zu ihrer absoluten Leuchtkraft. Damit sind Cepheiden "kosmische Meilensteine", findet man Cepheiden in Sternhaufen oder Galaxien kann aus der Periode ihres Lichtwechsel auf ihre Leuchtkraft geschlossen werden und daraus die Entfernung des ganzen Sternensystems abgeleitet werden. d Cep ist etwa 1000 Lichtjahre entfernt, sein Durchmesser übertrifft den unserer Sonne um dass 30-fache und ihre Leuchtkraft im Mittel um das 3000-fache. Im September leuchtet d Cep am 5., 11., 16., 21. u. 27. etwa doppelt so hell wie jeweils ein Tag zuvor.

Ein weiterer bekannter Stern im Cepheus ist der Stern m Cep (sprich: my Cepheus), der wegen seiner auffälligen rötlichen Farbe auch "Granatstern" genannt wird. Dieser Stern ändert ebenfalls wie d Cep seine Helligkeit, jedoch in unregelmäßigen Abständen. Auch bei diesem Stern ist der Lichtwechsel in den physikalischen Eigenschaften dieses Riesensternes, der fast zweitausend mal größer als unsere Sonne ist, begründet. Der Lichtwechsel beider Sterne kann leicht mit dem bloßen Auge verfolgt werden.

Von den hellen Planeten finden wir Venus in der Abenddämmerung nur knapp über dem südwestlichen Horizont. Am 26. erreicht Venus ihren größten Glanz, um diesen Zeitpunkt herum ist es möglich den Planeten sogar am Taghimmel zu erspähen. Immer wieder kommt es zu Zeiten der größten Venushelligkeiten zu besorgten UFO- Meldungen an Sternwarten. Jupiter und Saturn sind Planeten der zweiten Nachthälfte, Saturn verschiebt seinen Aufgang allerdings im Laufe des Monats in die Zeit vor Mitternacht und wird in den kommenden Monaten wieder besser zu beobachten sein.

Veranstaltungen der Volkssternwarte:

Gelegenheit zu tieferen Einblicken am Teleskop in die faszinierende Welt der Sterne haben Besucher an den Freitagen 6.,13. und 27. September ab 21:00 Uhr, falls es die Bewölkungsverhältnisse zulassen. Am Freitag den 20.9. findet aus vereinsinternen Gründen keine Führung statt. Zur Beobachtung der Sonne besteht - bei heiterem Wetter - am den Sonntagen des 8. und 22.9. von 11-13 Uhr Gelegenheit. Alle Veranstaltungen finden in der Volkssternwarte Marburg e.V. - im Schulzentrum Kirchhain, Dresdener Str. 18, statt.