Der Sternenhimmel im November 2002

Ein Service der Volkssternwarte Marburg e.V.


Feuerwerk in Vollmondnacht! - Letzte Chance für Leoniden

von Winfried Kräling

Der November gilt im allgemeinen als grauer, trister und nebliger Monat. In den letzten Jahren zeigte er sich allerdings häufiger von seiner nicht ganz so grauen Seite und bescherte Sternfreunden oft bessere Beobachtungsmöglichkeiten als der vielgerühmte goldene Oktober. Bleibt zu hoffen, dass es in diesem Jahr - besonders in der Nacht vom 18. zum 19. November -sternklar ist, um das kosmische Feuerwerk der Leoniden beobachten zu können. In den Frühstunden des 19. Nov. , etwa um 5 Uhr morgens, wird das Maximum des Sternschnuppenschwarm der Leoniden erwartet. Nach dem Jahre 1999, wo es zum Maximum des Meteorschauers auch über dem Landkreis regelrecht Sternschnuppen regnete, sitzen wir in Europa sozusagen wieder in der ersten Reihe. Astronomen haben errechnet, dass dann die Erde auf ihrer Bahn um die Sonne eine Region durchquert, in der sich im Jahre 1767 der Komet 55P/Tempel-Tuttle befand und dort Staub- und Gesteinspartikel hinterlassen hat. Da alle Meteore, die über den ganzen Himmel huschen können, scheinbar aus dem Sternbild Löwe - auf lateinisch Leo - zu kommen scheinen, spricht man bei diesen Meteoren von Leoniden. Einen kleinen Schönheitsfehler hat das Schauspiel allerdings; der Mond erreicht in der nachfolgenden Nacht seine Vollmondstellung und wird den Himmel stark aufhellen, so dass nur hellere Meteore zu sehen sind, doch befinden sich unter den Leoniden auch sehr helle Exemplare, sogenannte Feuerkugeln. Nach Berechnungen von Experten ist dieser Schauer übrigens die letzte Chance für viele Jahrzehnte einen intensiven Meteorschauer zu beobachten.



Von den hellen Planeten verbirgt sich im November lediglich Merkur in den Strahlen der Sonne. Venus erscheint nach der Monatsmitte wieder als heller Morgenstern über dem östlichen Horizont. In der gleichen Region, etwas oberhalb der Venus, zeigt sich auch der wesentlich lichtschwächere Mars als kleines, rötliches Sternchen. Nach Mond und Venus hellstes Gestirn am Nachthimmel ist der Riesenplanet Jupiter, der ab Mitte November bereits um Mitternacht in nordöstlicher Richtung aufgeht und in der zweiten Nachthälfte gut zu beobachten ist. Jupiter steht übriges recht nah am Radianten (dem scheinbaren Ausstrahlungspunkt) der Leoniden [Einsatz in Karte]. Noch günstiger ist Saturn platziert. Dieser ringgeschmückte Planet verlagert seine Aufgänge in die frühen Abendstunden, so dass er bereits vor Mitternacht ein beliebtes Beobachtungsobjekt auf jeder Sternwarte ist.

Die Sternkarte mit Blick in Richtung Süden zeigt nur wenig markante Sternbilder. Am auffälligsten ist das große Pegasusquadrat und die Cassiopeia, das bekannte Himmels-W, welches im Herbst im Zenit steht. Nahe am Horizont flackert nur für wenige Stunden der helle Stern Fomalhaut - Hauptstern des südlichen Fisches, dessen Name im arabischen so viel wie "Maul des Fisches" bedeutet. Fomalhaut zählt neben Aldebaran, Antares und Regulus zu den vier königlichen Sternen. Diese galten als Wächter der Jahreszeiten. Regulus wachte über den Frühling, Antares über den Sommer, Fomalhaut über den Herbst und Aldebaran über den Winter. Der mit 200 Millionen Jahren relativ junge Fomalhaut (unsere Sonne ist 4,5 Milliarden Jahre) wird noch von einer Staubwolke umgeben. Innerhalb dieser Wolke wurde eine staubarme Region nachgewiesen, in der Wissenschaftler einen extrasolaren Planeten von der Größe des Saturn vermuten.

Veranstaltungen der Volkssternwarte:

Gelegenheit zu tieferen Einblicken am Teleskop in die faszinierende Welt der Sterne haben Besucher an den Freitagen 8., 15. und 22. November ab 20:00 Uhr, falls es die Bewölkungsverhältnisse zulassen. Zur Beobachtung der Sonne besteht - bei heiterem Wetter - am den Sonntagen des10. 11. und 24.11. von 11-13 Uhr Gelegenheit. "Extrasolare Planeten" ist der Titel des Vortrages von Udo Wittekindt am Freitag 29.Nov., um 20 Uhr. Alle Veranstaltungen finden in der Volkssternwarte Marburg e.V. - im Schulzentrum Kirchhain, Dresdener Str. 18, statt.