Der Sternenhimmel im Juni 2004

Ein Service der Volkssternwarte Marburg e.V.


Jahrhundertereignis: Am 8. Juni zieht Venus vor der Sonne vorüber

von Winfried Kräling

Der Juni ist der Monat mit dem längsten Tag und der kürzesten Nacht des Jahres. Exakt am 21. steht unser Tagesgestirn am höchsten, wir haben Sommeranfang. Von nun an werden die Tage wieder kürzer.

Die Planetenparade der letzten Monate am Abendhimmel befindet sich im Juni in Auflösung. Merkur steht den ganzen Monat über unsichtbar am Taghimmel und auch Venus wechselt vom Abend- zum Morgenhimmel, wo sie im letzten Monatsdrittel als heller Morgenstern sichtbar sein wird. Anfang des Monats steht sie ebenfalls unbeobachtbar am Taghimmel, mit Ausnahme vom 8. Juni. Normalerweise zieht Venus beim Wechsel vom Abend- zum Morgenstern ober- oder unterhalb an der Sonne vorbei. Nicht so in diesem Jahr. Erstmals seit 122 Jahren wandert Venus direkt vor der Sonnenscheibe vorüber und wir können sie als schwarzen Punkt vor der Sonnenscheibe erfassen. Da ein solcher Durchgang erst fünfmal beobachtet wurde, kann man durchaus von einem Jahrhundertereignis sprechen. Der nächste Venustransit findet zwar schon im Jahre 2012 statt – dieser ist in unserer Region aber nur teilweise sichtbar – dann aber erst wieder 2117. Der Venustransit am 8. Juni ist im Landkreis in voller Länge zu beobachten. Von 7:20 Uhr bis 13:22 kann Venus mit einer Sonnenfinsternisbrille (bei Optikern erhältlich) vor der Sonnenscheibe gesehen werden. Aber Vorsicht! Bei ungenügendem Lichtschutz kann es zu schweren Augenschäden kommen. Wer nicht über geeigneten Schutz verfügt, sollte sich dieses Schauspiel an der Volkssternwarte in Kirchhain ansehen, die bei klarem Wetter eine Sonderführung veranstaltet.

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Auch die Planeten Mars und Saturn ziehen sich im Juni vom Abendhimmel zurück und sind damit unbeobachtbar. Lediglich Jupiter ist noch vor Mitternacht sichtbar.

Wer trotz der spät einsetzenden Dunkelheit bis nach Mitternacht ausharrt, kann neben Sternbildern und Sternen auch Sternhaufen und Gasnebel erkennen. Bei sehr dunklem Himmel ist es sogar möglich den Kugelsternhaufen M13 im Herkules und den diffusen Nebel M8 – den sogenannten Lagunennebel – mit dem bloßen Auge zu erhaschen. Für die weiteren Sternhaufen der Karte ist allerdings ein Fernglas notwendig. Im Kugelsternhaufen M4 im Sternbild Scorpion, der 5.600 Lichtjahre von der Erde entfernt ist, fand das Hubble Weltraumteleskop kürzlich einen Planeten der dort einen Pulsar umkreist. Wissenschaftler vermuten, dass dieser Planet mit der 2,5fachen Jupitermasse der älteste bekannt Planet ist. Sein Alter wird mit 13 Milliarden Jahre angegeben. Im Vergleich dazu ist unsere Erde mit einem Alter von 4,5 Jahren geradezu jung.

Veranstaltungen der Sternwarte:

Am 4.Juni um 20:00 Uhr referiert Udo Wittekindt über die „Bedeutung des kosmischen Staubes für die Planetenbildung“. Gelegenheit zu tieferen Einblicken am Teleskop in die faszinierende Welt der Sterne haben Besucher an den Freitagen 11., 18 und 25. Juni ab 21:30 Uhr, falls es die Bewölkungsverhältnisse zulassen. Anlässlich des Venustransit ist die Sternwarte am 8. Juni - bei klarem Himmel - zusätzlich von morgens 7:00 -13:30 Uhr für Besucher geöffnet. Alle Veranstaltungen finden in der Volkssternwarte Marburg e.V. – im Schulzentrum Kirchhain, Dresdener Str. 18, statt.