Der Sternenhimmel im Juli 2005

Ein Service der Volkssternwarte Marburg e.V.


„Deep Impact“ – Blick in einen Kometen

von Winfried Kräling

Venus ist auch im Juli als Abendstern zu beobachten, allerdings befindet sie sich in der Abenddämmerung recht dicht über dem westlichen Horizont und ist nicht sehr auffällig. Jupiter bewegt sich durch das Sternbild Jungfrau [Karteneinsatz] und kann am 4. Juli als Aufsuchhilfe für den Kometen 9P/ Tempel dienen. Er ist nur noch in den Abendstunden sichtbar, dennoch ist ein Blick durch ein Teleskop noch lohnenswert. Mars, der rote Planet, wird nun immer früher sichtbar, im Laufe des Monates verlagert er seine Aufgänge allmählich in die Zeit vor Mitternacht. Da sich Erde und Mars zunehmend näher kommen, steigert unser Nachbarplanet seine Helligkeit kontinuierlich und ist schon recht auffällig.

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Am 4. Juli werden die meisten Teleskope in Richtung des Sternbildes Jungfrau positioniert sein, um dort die Auswirkungen des ersten von Menschenhand erzeugten Kraters auf einem Kometen zu erforschen. Am Morgen dieses Tages erreicht die US- Raumsonde „Deep Impact“ den Kometen 9P/Tempel, die zuvor ein 372 kg schweres Kupfergeschoss in Richtung des Kometen katapultiert hat. Dieses Projektil wird mit 37.000 Stundenkilometer (das sind 10,3 Kilometer in einer Sekunde) auf der Kometenoberfläche aufschlagen und nach Erwartungen von Wissenschaftlern, je nach Beschaffenheit des Kometenmaterials, einen bis zu 200 Meter großen und 50 Meter tiefen Krater erzeugen. Optimistische Prognosen von Astronomen gehen davon aus, dass 9P/Tempel durch die Freisetzung von Gas und Staub infolge des Impacts seine Helligkeit um das Hundertfache oder noch mehr steigern könnte und sogar für das bloße Auge sichtbar würde. Sollte dieses Szenario so zutreffen, könnte am Abend des 4. Juli gegen 23 Uhr 30 in der Nähe von Jupiter – wie in einer Computeranimation (siehe Einsatz in der Sternkarte) – der Komet als diffuser verwaschener Lichtfleck zu sehen sein. Selbst wenn diese optimistischen Erwartungen nicht erfüllt werden und 9P/Tempel für den Laien nicht zu sehen sein wird, erhoffen sich Wissenschaftler sozusagen – durch das Objektiv der Raumsonde, die den Kometenkern in etwa 500km Entfernung passiert - einen Blick in den Kometen zu werfen, der vermutlich in seinem Inneren noch tiefgefrorene Substanzen aus der Entstehungsphase unseres Sonnensystems konserviert hat. Nach Aussagen von Nasa- Wissenschaftlern wird 9P/Tempel nicht zerbersten oder aus seiner Bahn geworfen: Das Ereignis ist vergleichbar mit einer Kollision eines 18- Tonnen- LKW´s mit einer Fliege.

Gut zu beobachten sind im Juli die hellen Sterne Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler (siehe Karte), die das bekannte Sommerdreieck bilden. In der mondlosen Zeit lohnt auch ein Blick in Richtung Milchstraße, in der ein Fernglas oder kleines Teleskop eine Menge Sternhaufen und Nebel offenbart.

Veranstaltungen der Sternwarte:

Gelegenheit zu tieferen Einblicken am Teleskop in die faszinierende Welt der Sterne haben Besucher an den Freitagen 1., 8. und 15. Juli ab 21Uhr30 Uhr, falls es die Bewölkungsverhältnisse zulassen. Ebenfalls - bei klarem Wetter - haben Interessierte am Montag den 4.Juli die Möglichkeit, die Auswirkungen von „Deep Impakt“ im Teleskop zu betrachten. Zu dieser Sonderführung ist die Sternwarte von 22 Uhr geöffnet. Alle Veranstaltungen finden in der Volkssternwarte Marburg e.V. – im Schulzentrum Kirchhain, Dresdener Str. 18, statt. In den Sommerferien ist die Sternwarte geschlossen.