Der Sternenhimmel im April 2006

Ein Service der Volkssternwarte Marburg e.V.


Zwei Riesenplaneten am Abendhimmel

von Winfried Kräling

Der Begriff Aprilwetter steht als Synonym für Wechselhaftigkeit. Häufig wechseln sich Regen- Graupel- und Schneeschauer mit sonnigen Abschnitten ab. Bei nächtlichem Aufklaren ist dann die Luft meist sehr klar, da die Schauer die Atmosphäre gereinigt haben. Dies sind dann ideale Bedingungen für die fernen und lichtschwachen Galaxien, welche im Frühjahr ganz besonders zahlreich zu sehen sind.

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Mars, der am Abend des 3. April Besuch vom fast halb gefüllten Mond erhält, bewegt sich vom Sternbild Stier in die Zwillinge. Mars hat sich bereits sehr weit von der Erde entfernt und erscheint auch in leistungsstarken Teleskopen sehr klein. Saturn, der den Durchmesser der Erde 9,5-mal übertrifft und somit auch zu den Riesenplaneten des Sonnensystems zählt, kann im April noch gut gesehen werden. Selbst kleinere Amateurteleskope zeigen das prachtvolle Ringsystem. Am leichtesten aufzufinden ist Saturn abends am 6. April, dann steht der zunehmende Mond ein wenig oberhalb des Ringplaneten. Jupiter, der größte Planet des Sonnensystems – er übertrifft den Durchmesser der Erde um mehr als das 11-fache – erscheint ebenfalls wieder am Abendhimmel (siehe Sternkarte). Bereits in einem Fernglas kann der Sternfreund heute die Entdeckung Galileis aus dem Jahre 1610 nachempfinden und das Wechselspiel der vier hellsten Jupitertrabanten beobachten. Mit zunehmender Teleskopgröße und Vergrößerung zeigen sich auf Jupiter mannigfaltige Strukturen (siehe Karteneinsatz), die jedoch alle der lebhaften Atmosphäre dieses Planeten zugehören. Am auffälligsten sind die dunklen Bänder und hellen Zonen, die bereits in kleineren Teleskopen zu sehen sind und Jupiter auch den Beinamen „himmlisches Zebra“ eingebracht haben. Um den „großen roten Fleck“ (im Karteneinsatz ein Oval oben rechts der Bildmitte) – einem gigantischen Wirbelsturm, der etwa die Größe der Erde erreicht und seit Jahrhunderten auf Jupiter tobt - zu sehen, ist ein leistungsfähigeres Amateurteleskop notwendig. Wer Schwierigkeit hat den strahlenden Planeten aufzufinden, sollte den 14. April nutzen, wenn der fast volle Mond Jupiter einen Besuch abstattet. Noch heller als Jupiter ist nur Venus, die z.Z. als Morgenstern über dem östlichen Horizont zu finden ist.

Die heutige Sternkarte zeigt das bekannte Sternbild des Großen Wagens. Dieses kann leicht als Basis für himmlische Exkursionen genutzt werden. Um beispielsweise den Polarstern zu finden – der entgegen einer weit verbreiteten Irrmeinung von Sternwartenbesucher nicht der hellste Stern am Himmel ist – verlängert man (von der Wagendeichsel aus gesehen) die Linie der beiden letzten Kastensterne um des 5-fache nach links. Ein Schwenk in die andere Richtung führt uns zum Sternbild des Löwen. Nimmt man den Kasten als Basis und folgt dem Schwung der Deichsel, stößt man auf Arktur, dem hellsten Stern des Bootes, einem Sternbild das einer riesigen Eistüte ähnelt.

Bemerkenswert sind die eingangs erwähnten Galaxien – ferne Milchstraßensystem in Millionen Lichtjahren Entfernung mit jeweils Milliarden einzelner Sterne – die in dunklen Frühlingsnächten in lichtstarken Teleskopen und zum Teil in größeren Ferngläsern (10x50 oder größer) als verwaschene Nebelfleckchen im Bereich des Großen Wagens, des Löwen und Bootes zu erspähen sind.

Veranstaltungen der Sternwarte:

Gelegenheit zu tieferen Einblicken am Teleskop in die faszinierende Welt der Sterne haben Besucher an den Freitagen am 7., 21. und 28. April falls es die Bewölkungsverhältnisse zulassen. Am Karfreitag (14.4) ist die Sternwarte nicht geöffnet. Die Beobachtungsabende finden in der Volkssternwarte Marburg e.V. – im Schulzentrum Kirchhain, Dresdener Str. 18, (Tel. 06422/7599) ab 20 Uhr statt.