Der Sternenhimmel im Mai 2006

Ein Service der Volkssternwarte Marburg e.V.


Doppelsterne – reizvoll für bloßes Auge und Teleskop

von Winfried Kräling

Die Phänologie befasst sich mit den im Jahresablauf periodisch wiederkehrenden Entwicklungserscheinungen in der Natur. Das Wort stammt aus dem Griechischen und bedeutet wörtlich übersetzt Lehre von den Erscheinungen. Die Phänologie wird auch Naturkalender genannt, der im Gegensatz zum meteorologischen – und astronomischen Kalender nicht an feste Zeiten gebunden ist, sondern von der Blüte sogenannter „Zeigerpflanzen“ bestimmt wird. Nachdem in diesem Jahr Vor- und Erstfrühling nur recht zögerlich in Gang kamen, lässt sich der Vollfrühling im Mai nicht mehr aufhalten. Im Vollfrühling beginnt die Blüte der Apfelbäume und des Flieders. Die meisten Laubbäume, wie Buche, Eiche und Linde werden grün. Unsere Sternkarte zeigt für den Mai ebenfalls nur noch Frühlingssternbilder wie Großer Wagen, Bootes Jungfrau und Herkules.

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Von den hellen Planeten kann man im Mai Mars, Saturn, Jupiter und Venus erkennen. Mars lässt sich ebenso wie Saturn nur noch in der ersten Nachthälfte erkennen. Am leichtesten findet man die beiden Planeten, wenn der Mond am 2. Mai Mars und am 4. Mai Saturn einen Besuch abstattet. Der nahezu volle Mond besucht den Planten Jupiter am 12. Mai. Der Riesenplanet Jupiter (siehe Sternkarte) strahl allerdings so hell, dass er den Mond als Wegweiser nicht nötig hat. Da er am 4. Mai in Opposition zur Sonne steht (das heißt ihr gegenüber) ist er die ganze Nacht zu sehen. Jupiter steht in diesem und in den kommenden Jahren allerdings recht niedrig über dem Horizont. Dennoch lassen sich selbst in kleineren Teleskopen Strukturen seiner lebhaften Atmosphäre erkennen. Venus kann im Mai weiterhin als Morgenstern in der hellen Dämmerung über dem östlichen Horizont aufgefunden werden, sie erhält am 24. Mai Besuch von der schmalen, abnehmenden Mondsichel.

Seit etwa 10 Jahren (Oktober 1995) wissen wir, dass andere Sterne – ähnlich wie unsere Sonne von Planten – umkreist werden. Diese „Exoplaneten“ lassen sich jedoch nicht direkt beobachten ,sondern nur durch ausgeklügelte Messverfahren nachweisen. Schon lange ist jedoch bekannt, dass sich ein Großteil der Sterne nicht allein, sondern mit einem oder mehreren Partner durchs All bewegen; es handelt sich hierbei um sogenannte Doppel- oder Mehrfachsterne. Normalsichtige Menschen können bereits mit dem bloßen Auge erkennen, dass neben Mizar im Großen Wagen (Sternkarte) ein schwächeres Sternchen steht . Es ist Alkor, der auch unter dem Namen das Reiterlein bekannt ist und schon seit der Antike als Augenprüfer dient. Mizar selbst erscheint in einem Teleskop als weiterer Doppelstern. Izar im Bootes (Sternkarte) hat man auch die Bezeichnung "Pulcherrima" - der Schönste – verliehen. Er gehört zweifellos zu den reizvollsten Doppelsternen des Himmels. Er besteht aus einem orangeroten Hauptstern und einem bläulich bis türkisfarbenen schwächeren Begleiter (Einsatz in der Sternkarte). Ein weiterer bemerkenswerter Doppelstern der Sternkarte ist g Vir (sprich: Gamma Virgo) in der Jungfrau, der infolge seiner stark elliptischen Umlaufbahn zur Zeit so dicht an seinem Hauptstern steht, dass er erst in den kommenden Jahren wieder in einem Amateurteleskop als Doppelstern erkannt werden kann.

Veranstaltungen der Sternwarte:

Gelegenheit zu tieferen Einblicken am Teleskop in die faszinierende Welt der Sterne haben Besucher an den Freitagen am 5., 19. und 26. Mai falls es die Bewölkungsverhältnisse zulassen. Am Freitag den 12.5. referiert Sternwartenmitglied Eckhard Kohn über die „Wurzeln von Astrologie und Astronomie“. Die Beobachtungsabende finden in der Volkssternwarte Marburg e.V. – im Schulzentrum Kirchhain, Dresdener Str. 18, (Tel. 06422/7599) ab 21:30 Uhr statt.