Der Sternenhimmel im März 2009

Ein Service der Volkssternwarte Marburg e.V.


Der „Goldene Henkel“ des Mondes ist im März für wenige Stunden zu sehen

von Winfried Kräling

Der Monat März wird allgemein mit dem Frühling in Verbindung gebracht. Am ersten März beginnt der meteorologische- und am 20. März, zur Tag- und Nachtgleiche, der astronomische Frühling. An diesem Tag steht die Sonne weltweit (ausgenommen sind die Pole der Erde) 12 Stunden über und 12 Stunden unter dem Horizont. Auch in der Natur beginnt der so genannte Erstfrühling, wenn Haselnuss, Schneeglöckchen, Schwarzerle und Salweide blühen. Bereits im Februar wurden Kraniche beobachtet, die mit melodischen Rufen in ihre nördlichen Brutgebiete zogen, doch werden die meisten wohl erst im März lautstark die wärmere Jahreszeit ankündigen.

Bei einem Blick auf unsere Sternkarte erkennen wir, dass auch am Sternhimmel der Frühling Einzug hält. Zwar erblickt man auf der rechten Seite der Karte noch typische Wintersternbilder wie Fuhrmann, Zwillinge, Orion und Großer Hund, doch werden sie im Laufe der ersten Nachthälfte durch Frühlingssternbilder wie Krebs, Löwe und Wasserschlange verdrängt.

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Venus ist auch im März noch als strahlender Abendstern zu erkennen, doch gibt sie im Laufe des Monats ihre Abschiedsvorstellung. Aufmerksame Beobachter erkennen, dass Venus nach dem 5. März Abend für Abend immer mehr in Richtung Sonne strebt, um am Monatsende in deren Strahlen zu verschwinden. Bei guten Sichtbedingungen bleibt es wohl nur erfahrenen Beobachtern vorbehalten, Venus um den 24./25. März sowohl als Abend- und als Morgenstern zu beobachten. Wenn Venus oberhalb der Sonne vorbeigezogen ist, wird sie einige Tage später auch von Laien wieder am Morgenhimmel als heller Morgenstern zu erkennen sein. Auch der Planet Jupiter taucht im März wieder am Morgenhimmel auf, nachdem er im Vormonat unbeobachtbar hinter der Sonne stand. Man findet den Riesenplaneten in der zweiten Monatshälfte in der Morgendämmerung tief über dem südwestlichen Horizont. Saturn ist im März die ganze Nacht zu sehen, er steht am 8. März der Sonne gegenüber. Das Ringsystem zeigt sich auch im März nahezu von der Kante, ist aber in leistungsfähigen Teleskopen leicht zu erkennen. Schon ein besseres Fernglas zeigt Saturns größten Mond Titan und in Teleskopen sind weitere Monde zu erkennen. Zum Monatsbeginn können wir die zunehmende Sichel des Mondes in westlicher Richtung am Abendhimmel beobachten. Im Frühling ist der zunehmende Mond bestens zu sehen, da er dann besonders hoch am Himmel steht. Das erste Viertel erreicht der Mond am 4. März.

Als vor 400 Jahren Galileo Galilei (* 15. Februar 1564 in Pisa; † 8. Januar 1642 in Arcetri bei Florenz) erstmals das neu erfundene Teleskop auf den Mond richtete (siehe Zusatzgrafik), sah er, was es nach dem damaligen Verständnis der Gelehrten gar nicht geben durfte; er erkannte Berge und Täler auf dem Erdtrabanten. Zwar erscheint uns Galileis Zeichnung im Vergleich zu einer Fotografie des Autors etwas verzerrt, doch interpretierte Galilei das Gesehene richtig. Galilei behauptete sogar, einen ähnlichen Anblick würde sich einem Betrachter bieten, der von ferne „die von der Sonne beleuchtete Erdkugel“ betrachten könne. Solche Äußerungen nebst weiteren „ketzerischen Gedanken“ führten letztendlich dazu, dass der geniale Wissenschaftler in Ungnade der katholischen Kirche fiel. Doch zurück in die Gegenwart, heute lassen sich schon mittels eines Fernglases auf dem Mond größere Oberflächenstrukturen erkennen, und in einem kleinen Teleskop sieht man weit mehr Strukturen als es mit Galileis noch schlechtem Linsensystem möglich war. Bereits am 6. März ist für wenige Stunden eine Mondstruktur zu erkennen, die bei Astronomen als „Goldener Henkel“ bekannt (Einsatz in der Sternkarte) und schon in einem Fernglas zu beobachten ist. Der Fernrohrauschnitt zeigt überwiegend die glatte Lavafläche des Mare Imbrium (Regenmeer), die durchsetzt ist mit einigen Einschlagkratern von Kometen und Meteoriten aus einer Zeit, als die Lava bereits erstarrt war. Wenn infolge der Mondkrümmung das Sonnenlicht noch nicht die westlichsten Gebiete des Tieflandes erreicht hat, die Bergspitzen des umliegenden Hochlandes jedoch schon vom Sonnenlicht erhellt werden, erscheint es, als ob der Mond einen Griff hätte – der so genannte „Goldene Henkel“ wird sichtbar. Da dieses Phänomen abhängig von einem ganz bestimmten Sonnenstand ist, kann der Henkel nur recht selten gesehen werden. Wenn sich der Mond bis zum 11. März ganz gefüllt hat, lassen sich nur noch wenige Strukturen beobachten. Der Grund dafür ist, dass jetzt das Sonnenlicht frontal trifft und damit keine Schatten zu sehen sind. Die Situation bessert sich wieder, wenn sich unser Trabant seinem letzten Viertel am 18. März nähert, doch dann erscheint er erst in der zweiten Nachthälfte, die Zeit in der es sich lohnt nach schwachen Sternen, Sternhaufen, Gasnebeln und Galaxien am Abendhimmel Ausschau zu halten.

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Veranstaltungen der Sternwarte:

Gelegenheit zu tieferen Einblicken am Teleskop oder zu Fragen zu der faszinierenden Welt der Sterne haben Besucher jeweils freitags den 13., 20. und 27. März bei klarem Himmel ab 20 Uhr. Interessierte können aber auch tagsüber - an den Sonntagen 1. und 15. März von 13 bis 15 Uhr - einen Blick durch Teleskope auf helle Planeten, Fixsterne und die Sonne werfen, falls es das Wetter zulässt. Die Sonne kann sowohl im sichtbaren Licht (Sonnenflecken) als auch im Spektralbereich der Wasserstofflinie (Protuberanzen) beobachtet werden. Am Freitag den 6. März um 20 Uhr referieren Mitglieder der Sternwarte zum Thema „400 Jahre Teleskop“. Alle Veranstaltungen finden in der Volkssternwarte Marburg e.V. – im Schulzentrum Kirchhain, Dresdener Str. 18, (Tel. 06422/7599) statt.

Weitere Informationen sowie die aktuellen Sichtbarkeitszeiten der Raumstation ISS finden Sie hier unter: www.volkssternwarte.com