Der Sternenhimmel im Juni 2009

Ein Service der Volkssternwarte Marburg e.V.


Das Sternbild Herkules ist ein lohnenswertes Beobachtungsgebiet

von Winfried Kräling

Am 21. Juni steht die Sonne auf ihrer Jahresbahn am höchsten, das heißt an diesem Tag haben wir den längsten Tag und die kürzeste Nacht. Für Sternfreunde bedeutet dies, dass sie recht lange warten müssen, bis es dunkel genug ist, um Sterne zu beobachten. Planeten sind zumeist hell genug, um sie bereits in der Dämmerung beobachten zu können. So auch Saturn, den man bereits im Zwielicht im Südwesten beobachten kann. Saturn nähert sich im Verlauf des Monats zusehends dem westlichen Horizont, ein Zeichen dafür, dass er im Juli in den Strahlen der Sonne verschwinden wird. Jupiter geht im Juni täglich früher auf, zum Monatsbeginn erscheint er ab 1:45 Uhr über dem östlichen Horizont, am Monatsletzten sogar schon vor Mitternacht. Nach Mond und Venus ist er nun das hellste Gestirn am Nachthimmel und vier seiner 63 Monde können sogar in einem Fernglas gesehen werden. Bereits ein kleines Amateurteleskop zeigt die markantesten Wolkenbänder (siehe Karteneinsatz) in der lebhaften Atmosphäre diese gigantischen Gasplaneten.

Mit dem Fortschreiten der Nachtstunden erscheint auch Venus am Firmament. Venus ist im Juni als strahlender Morgenstern zu sehen, da sie rechts der Sonne steht und somit früher aufgeht als unser Tagesgestirn. Zum Monatsanfang findet man sie ab 4 Uhr über dem östlichen Horizont und am Monatsende ab 3 Uhr. Im Teleskop ist die Phase der Venus (ebenfalls im Karteneinsatz) zu erkennen. Die Tatsache, dass die Venusscheibe immer voller aber auch kleiner wird, zeigt an, dass sich unser innerer Nachbarplanet immer mehr von der Erde entfernt. Am Monatsende zeigt sich sogar unser äußerer Nachbar, der rote Planet Mars, ganz in der Nähe (beide Planeten stehen sich jedoch nur perspektivisch nahe, Venus ist ca. 97 Millionen Kilometer und Mars 300 Millionen Kilometer von der Erde entfernt). Mit Hilfe eines Fernglases sollte es möglich sein, auch den noch recht lichtschwachen Planeten Mars zu erspähen.

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Die Sternbilder am abendlichen Firmament (siehe Sternkarte) haben bereits recht sommerliche Züge angenommen und auch die Milchstraße ist wieder deutlicher zu erkennen. Besonders die hellen Sterne Arktur im Bootes und Wega in der Leier fallen schon auf, wenn der Himmel noch aufgehellt ist. Mit zunehmender Dunkelheit erscheinen immer schwächere Sterne, die sich nach und nach zu Figuren zusammenfassen lassen – den Sternbildern. Über dem recht horizontnahen, aber sehr markanten Skorpion erkennt man das weniger auffällige Sternbild Schlangenträger mit der Schlange. Zwischen Wega und Arktur erblicken wir die Krone und das Sternbild Herkules. Letzteres Sternbild besteht ebenfalls aus nicht allzu hellen Sternen, obwohl der Held Herkules in antiken Sagen eine Sonderstellung einnahm. Herkules oder Herakles war der Sohn des Göttervaters Zeus, der eine Verbindung mit einer Sterblichen eingegangen war. Als Herkules herangewachsen war, wurden ihm zwölf scheinbar unlösbare Aufgaben aufgetragen, die er jedoch alle bestand. Unter anderem bezwang er einen Drachen, der noch heute am Himmel ganz in seiner Nähe zu finden ist. Eine Sonderstellung nimmt das Sternbild Herkules auch heute noch ein, da in diesem Bereich der Sonnenapex zu finden ist. Unter diesem Begriff versteht man den scheinbaren Zielpunkt des Sonnensystems bei seinem Umlauf um das Zentrum der Milchstraße. Der hellste Stern ist Kornephoros (siehe Zusatzgrafik) dessen Name soviel wie Keulenträger bedeutet, ein gelber Riesenstern der etwa 148 Lichtjahre von uns entfernt ist. Ebenfalls gut zu sehen ist Rasalgethi was zu soviel wie „der Kopf des Knienden“ heißt, dieser Stern ist sogar 382 Lichtjahre entfernt. Wir sehen hier einen roten Riesen der 400-mal so groß wie unsere Sonne ist. Rasalgethi ist ein Doppelstern, bereits mit einem kleinen Teleskop sieht man seinen blaugrünen Begleiter. Im Herkules finden wir auch drei in kleinen Teleskopen beobachtbare „Deepsky- Objekte“, also Objekte die nicht zu unserem Sonnensystems gehören und die in der Zusatzgrafik markiert sind. NGC 6210 ist ein so genannter planetarischer Nebel, in dessen Zentrum mit größeren Teleskopen ein „Weißer Zwerg“ zu sehen ist. Das auffälligste Deepsky- Objekt ist jedoch M13 – ein gigantischer Kugelsternhaufen (Einsatz in Zusatzgrafik). Er ist 22800 Lichtjahre entfernt und hat einen Durchmesser von 150 Lichtjahre, infolge seiner Leuchtkraft, die die der Sonne um das 300.000- fache übertrifft, kann M13 sogar an dunklen Beobachtungsorten mit dem bloßen Auge gesehen werden. In einem Fernglas schimmert er als mattes Lichtwölkchen und in einem größeren Teleskop erkennt man einzelne Sterne. Ein weiterer Kugelsternhaufen im Herkules ist M92, der nur geringfügig lichtschwächer als M13 ist. Mit einer Entfernung von 26000 Lichtjahren ist er etwas weiter als M13 von uns entfernt. Auch M92 ist in einem Fernglas zu sehen – schauen Sie sich ihn einmal an, Sie sehen eines der ältesten Objekte des Weltalls – sein Alter beträgt 13 bis 14 Milliarden Jahre!

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Veranstaltungen der Volksternwarte Marburg e.V. in Kirchhain:

Am Freitag den 5. Juni um 20 Uhr referiert Reiner Boulnois zum Thema „Mars – Zwischenstand seiner Erforschung“. Gelegenheit zu tieferen Einblicken am Teleskop oder zu Fragen zu der faszinierenden Welt der Sterne haben Besucher jeweils freitags den 12., 19. und 26. Juni bei klarem Himmel ab 21:30 Uhr. Interessierte können aber auch tagsüber - an den Sonntagen 7. und 21. Juni von 13 bis 15 Uhr - einen Blick durch Teleskope auf helle Planeten, Fixsterne und die Sonne werfen, falls es das Wetter zulässt. Die Sonne kann sowohl im sichtbaren Licht (Sonnenflecken) als auch im Spektralbereich der Wasserstofflinie (Protuberanzen) beobachtet werden. Alle Veranstaltungen finden in der Volkssternwarte Marburg e.V. – im Schulzentrum Kirchhain, Dresdener Str. 18, (Tel. 06422/7599) statt.

Weitere Informationen sowie die aktuellen Sichtbarkeitszeiten der Raumstation ISS finden Sie hier unter: www.volkssternwarte.com