Der Sternenhimmel im Juli 2009

Ein Service der Volkssternwarte Marburg e.V.


Der Adler ist gelandet

von Winfried Kräling

Wie schon im Juni müssen Sternfreunde auch im Juli lange warten, bevor sie lichtschwächere Objekte am Himmel und die Sternbilder beobachten können. Besonders zur Monatsmitte, wenn kein Mondlicht die Beobachtung der Milchstraße (siehe Sternkarte) oder Gasnebel im südlichen Bereich unserer Galaxie srört, lohnt sich die Beobachtung erst nach Mitternacht. Doch schon zuvor ist es möglich einen Blick auf den Planeten Saturn zu werfen, der sich im Laufe des Monats von der Himmelsbühne verabschiedet und über dem westlichen Horizont zu finden ist. Jupiter (siehe Einsatz in der Sternkarte) ist im Juli erst nach Mitternacht erfolgreich zu beobachten, zuvor steht er noch zu tief im Südosten, um Details in seiner lebhaften Atmosphäre zu erkennen. Mars kann im Juli ab 3 Uhr morgens ebenfalls wieder aufgefunden werden, er steht in der Nähe der strahlenden Venus, jedoch weit hinter dieser. Infolge der großen Distanz zeigt Mars in einem Teleskop noch keine nennenswerten Einzelheiten. Im Einsatz in der Sternkarte sind die Planeten Jupiter, Mars und Saturn im gleichen Maßstab zu sehen. Während Mars im Laufe des Jahres der Erde immer näher kommt, entfernt sich Venus immer mehr von dieser und sie wird immer rundlicher. Zum Monatsbeginn und Monatsende steht jedoch ein Objekt am Abendhimmel, dass hell genug ist, um bereits in der frühen Dämmerung erkannt zu werden und groß genug ist, um bereits mit einem Fernglas Feinheiten zu sehen: der Mond. Heute zeigt ein Fernglas die großen Einschlagsbecken und größere Krater und jedes kleine Kaufhausteleskop kleinere Krater, Berge, Rillen und sonstige Objekte auf der strukturreichen Mondoberfläche.

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Im Jahre 2009 ist nicht nur der 400. Jahrestag des Teleskops – mit dem Galileo zum ersten Mal Berge und Täler auf dem Mond erblickte – sondern am 20. Juli vor 40 Jahren betrat auch der erste Mensch den Mond. Etwa 500 Millionen Menschen verfolgten am Fernseher die verrauschten Bilder der Mondlandung und manch älterer Leser wird sich noch an die Worte erinnern: „Tranquillity base here - the Eage has landet“ – „Hier ist das Meer der Ruhe, der Adler ist gelandet.“

Nach jahrelangem Wettlauf mit den Russen, die stets den Amerikanern in Sachen Raumfahrt eine Nasenlänge voran waren, betraten 1969 mit den US-Astronauten Neil Armstrong und Edwin Aldrin die ersten Menschen einen fremden Himmelskörper - unseren Mond. Das primäre Ziel der Apollo-Mission war erreicht. Doch fast wäre es dabei im Gebiet des Mare Tranquillitatis noch zur Katastrophe gekommen. Der zuvor berechnete Landeplatz erwies sich als uneben und voller Geröll. Neil Armstrongs Kaltblütigkeit ist es zu verdanken, dass es nicht zum Unglück kam. Er reagierte blitzschnell. Um ebenes Gelände zu erreichen, ließ er die Bremstriebwerke länger brennen als geplant. Als die Mondfähre endlich im Meer der Ruhe aufsetzte, war nur noch für 2 Sekunden Treibstoff in den Tanks.

Nach dem Hissen der US-Flagge, einigen Experimenten sowie dem Aufstellen von Laserreflektoren, mit dem nun die exakte Entfernung Erde-Mond gemessen werden konnte, und einem 2½-stündigen Mondspaziergang kehrten die beiden Astronauten wieder in die Mondfähre zurück und starteten in die Mondumlaufbahn, wo sie auch wieder mit Mike Collins zusammentrafen, der in der Kommandokapsel zurückgeblieben war. Am 24. Juli 1969 war die erste Apollomission zu Ende, die Kapsel landete sicher im Pazifik.

Oftmals fragen Besucher von Volkssternwarten, ob es möglich sei, die errichtete Mondflagge oder weitere Hinterlassenschaften von nachfolgenden Mondmissionen zu sehen. Diese Frage muss schlicht verneint werden, da mit Teleskopen von Amateurastronomen lediglich Details in der Größenordnung von ca. einem Kilometer Größe gesehen werden können. Selbst große Teleskope von wissenschaftlichen Sternwarten oder das Hubble-Weltraumteleskop sind nicht in der Lage derart kleine Objekte zu zeigen. Dennoch ist es interessant, sich mit Fernglas oder Teleskop einmal die Region anzuschauen, die erstmals von Menschen betreten wurde. Das Mare Tranquillitatis, auf Deutsch das Meer der Ruhe, ist ein gewaltiges Einschlagbecken auf der Ostseite des Mondes (siehe Zusatzgrafik), das vor ca. 3,9 Milliarden Jahren bei der Kollision mit einem gewaltigen Asteroiden entstand und sich mit flüssiger Lava aus dem Mondinneren füllte, die ihm seine glatte und dunkle Oberfläche verlieh. Die Detailansicht zeigt das gesamte Mare Tranquillitatis nebst angrenzenden Kratern. Bildet man aus den Kratern Sabine und Moltke am Südrand des Mares ein stumpfwinkliges gleichschenkliges Dreieck, befindet man sich direkt im Zielgebiet von Apollo 11. Um sich eine Vorstellung der Dimensionen zu schaffen sei noch erwähnt, der Krater Sabine hat einen Durchmesser von 30 km und von Moltke von 6,5 km.

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Veranstaltungen der Sternwarte:

Während der Sommerferien ist die Sternwarte geschlossen. Der erste Beobachtungstermin im neuen Schuljahr wird an dieser Stelle rechtzeitig mitgeteilt.



Weitere Informationen sowie die aktuellen Sichtbarkeitszeiten der Raumstation ISS finden Sie hier unter: www.volkssternwarte.com