Der Sternenhimmel im Oktober 2009

Ein Service der Volkssternwarte Marburg e.V.


Veränderlicher Stern als Maßband im Weltall

von Winfried Kräling

Oktoberhimmel voller Sterne haben warme Öfen gerne - lautet eine alte Bauernregel, die bedeutet, dass es in den zunehmend längeren Nächten bereits recht frisch werden kann und die ersten frostigen Nächte zu erwarten sind. Besucher von Sternwarten sollten sich dementsprechend kleiden, da Observatorien aus beobachtungstechnischen Gründen nicht geheizt werden.



Entsprechend gekleidet kann man in diesem Monat eine Menge sehen, so zeigen sich beispielsweise alle hellen Planeten in der ersten Oktoberhälfte und es kommt zu engen Begegnungen von Planeten untereinander, was allerdings nur am Morgenhimmel zu beobachten ist. Doch alles schön der Reihe nach. Abends, schon zu Beginn der Dämmerung, findet man Jupiter in südöstlicher Richtung als leuchtenden Punkt am Firmament, er ist der hellste Stern der ersten Nachthälfte. Wie schon in den Monaten zuvor kann man mittels Fernglas auch die vier hellsten Jupitermonde aufspüren und in einem Teleskop lassen sich Strukturen in der Wolkendecke Jupiters erkennen. Der Einsatz in der Zusatzgrafik zeigt, dass uns Jupiter von allen Planten im Oktober am größten erscheint.



Mars steht im Oktober im Sternbild Zwillinge und geht somit gegen Mitternacht auf. Er wandert in der ersten Monatsdekade an dem hellen Stern Pollux vorbei, von dem er sich durch seine rötliche Färbung unterscheidet. Bis zum Monatsende bewegt er sich in den Krebs und am Monatsletzten steht er dicht am Sternhaufen der Krippe. Im Teleskop sind nun wieder erste Oberflächendetails sichtbar.

Venus ist auch im Oktober noch als strahlender Morgenstern über dem Osthorizont zu erkennen und ist somit der strahlende Gegenpol zu Jupiter am Morgenhimmel. Da sie kaum zu übersehen ist, kann sie gut als Wegweiser für die lichtschwächeren Planten Saturn und Merkur dienen, die ganz in ihrer Nähe stehen.

Saturn der im Vormonat unbebachtbar am Taghimmel stand, ist im Oktober wieder am Morgenhimmel zu sehen. Am 8. Oktober begegnet er der selten zu sehenden Planeten Merkur (unterhalb der Venus), was allerdings nur bei bester Horizontsicht zu sehen ist, und am 13. zieht er dicht an der hellen Venus vorbei und steht ab diesem Zeitpunkt oberhalb des Morgensternes.

Auch Merkur, der innerste Planet des Sonnensystems, ist in der ersten Oktoberhälfte am Morgenhimmel sichtbar, wir finden ihn unterhalb der hellen Venus. Es ist recht reizvoll die rasche Ortsveränderung dieser Planeten zu beobachten, deren deutscher Name ja soviel wie "Wandelstern" bedeutet. Nebenstehende Grafik zeigt die Situation zur Monatsmitte, wo sich auch noch die schmale, abnehmende Mondsichel zu dem Planetentrio gesellt.

Unsere Sternkarte zeigt den abendlichen Himmelsanblick in östliche Richtung. Die markanten Sternbilder der Kassiopeia, auch als Himmels- "W" bekannt, und das große Pagasusviereck können zur Orientierung dienen. Verzeichnet in der Karte sind auch drei so genannte "Veränderliche Sterne", nämlich Mira im Sternbild Walfisch, Beta Persei im Perseus und Delta Cephei im Sternbild Kepheus (früher Cepheus geschrieben). Im Gegensatz zu den Planeten, die wegen ihrer Ortsbewegung Wandelsterne genannt werden (sieh oben), stehen "Veränderliche Sterne" an der gleichen Position -die Bezeichnung Veränderliche bezieht sich auf die Helligkeit dieser "Fixsterne". Für Jahrtausende galt der Fixsternhimmel als statisch und unveränderlich. Umso größer war die Überraschung als im Jahre 1596 der deutsche Pastor und Amateurastronom David Fabricius (1564-1617) die Veränderlichkeit von Mira im Sternbild Walfisch entdeckte. Mira kann immerhin die Helligkeit des Polarsterns erreichen und dann wieder so schwach werden, dass ein Teleskop benutzt werden muss, um sie in ihrem Minimum zu erkennen. Mira wird zurzeit wieder heller, Ende Oktober kann sie wieder so hell werden, dass man sie mit dem bloßen Auge sehen kann und Ende Nov. / Anfang Dez. wird sie ihr Helligkeitsmaximum erreichen.

Der nächste Stern bei dem im Jahre 1669 von dem italienischen Astronomen Geminiano Montanari (1633-1687) eine Veränderlichkeit entdeckt wurde, war Algol im Perseus, der heute als zweithellster Stern dieser Konstellation auch Beta Persei genannt wird. Der englische Astronom John Goodricke (1764-1786) erkannte, dass der Lichtwechsel Algols periodisch ist und durch einen unsichtbaren Begleiter verursacht wurde, der sich alle 2 Tagen, 20 Stunden, 48 Minuten und 56 Sekunden vor Algol schob und diesen teilweise verfinsterte.

Eine ganz andere Natur als Beta Persei weißt Delta Cephei auf, bei ihm beruht sein Lichtwechsel, der übrigens von Goodricke entdeckt wurde, ähnlich wie bei Mira auf eine Pulsation (Aufblähen - Schrumpfen ) des Sternes. Im Laufe der Zeit wurden immer mehr Veränderliche Sterne aufgefunden und an Hand von Lichtkurven klassifiziert. Von Bedeutung für die Wissenschaft wurden Cepheiden (benannt nach Delta Cephei) als im Jahre 1912 die amerikanische Astronomin Henrietta Swan Leavitt (1861 - 1921) feststellte, dass es einen Bezug zu der Dauer einer Periode des Lichtwechsels und der absoluten Helligkeit eines solchen Cepheiden gibt. Dies war ein Meilenstein für die Entfernungsbestimmung von Galaxien in den solche Cepheiden beobachtet werden konnten. Denn mit einer einfachen mathematischen Formel war es nun möglich, aus der Dauer des Lichtwechsels eines Cepheiden, auf die Entfernung der Galaxie zu schließen, in der dieser gefunden wurde.

Ein Helligkeitsmaximum wird Delta Cephei am 5., 10., 16., 21. und 26. Oktober aufweisen und bei Beta Persei (Algol) werden die Helligkeitsminima an den Abenden des 2., 4.,7., 25., 27. und 30. Oktober stattfinden.

Veranstaltungen der Sternwarte:

Am 2. Oktober um 20 Uhr referieren Mitglieder der Sternwarte über den "Stand der Mondforschung 40 Jahre nach Apollo 11" an der Volkssternwarte.

Gelegenheit zu tieferen Einblicken am Teleskop oder zu Fragen zu der faszinierenden Welt der Sterne haben Besucher jeweils freitags dem 9.,16., 23. und 30. Oktober bei klarem Himmel ab 21:30 Uhr. Interessierte können aber auch tagsüber - an den Sonntagen dem 4.und 18. Oktober von 13 bis 15 Uhr - einen Blick durch Teleskope auf helle Planeten, Fixsterne und die Sonne werfen, falls es das Wetter zulässt. Die Sonne kann sowohl im sichtbaren Licht (Sonnenflecken) als auch im Spektralbereich der Wasserstofflinie (Protuberanzen) beobachtet werden.

Alle Veranstaltungen finden in der Volkssternwarte Marburg e.V. - im Schulzentrum Kirchhain, Dresdener Str. 18, (Tel. 06422/7599) statt.

Weitere Informationen sowie die aktuellen Sichtbarkeitszeiten der Raumstation ISS finden Sie hier unter: www.volkssternwarte.com