Der Sternenhimmel im April 1998


Venus und Jupiter begegnen sich am 23. April

von Winfried Kräling



Ein Blick zum Sternenhimmel ist immer faszinierend, dabei ist es nahezu unerheblich, ob man mit dem bloßen Auge erkennt, wie in wenigen Kilometer Höhe ein kosmisches Staubkorn als Sternschnuppe verglüht oder der Mond in einer interessanten Konjunktion zu Planeten steht. Genauso beeindruckend ist der Anblick von Spiralarmen einer Galaxie oder das Lichtpünktchen eines Milliarden Lichtjahren entfernten Quasars in einem größeren Teleskop.

Auch wenn kein Planet am Abendhimmel sichtbar ist, bietet der April dem Beobachter eine Reihe von interessanten Beobachtungsmöglichkeiten, besonders in der zweiten Monatshälfte, wenn der Mond nicht mit seinem hellen Licht die Beobachtungen stört. Der Erdtrabant erreicht am 2.4. das Erste Viertel, am 11. die Vollmondstellung, am 19. das Letzte Viertel und steht am 26. als Neumond unsichtbar am Taghimmel.

Drei Tage zuvor, am 23. April, läßt sich beobachten, wie sich die schmale Mondsichel den beiden hellen Planeten Venus und Jupiter nähert, die beide weniger als ein Monddurchmesser voneinander entfernt sind. Um diese Konstellation sehen zu können, müssen wir um etwa 5:30 Uhr freie Sicht zum östlichen Horizont haben. Die anschließende Bedeckung der beiden Planeten durch den Mond ist in Europa leider nicht sichtbar. Dafür können wir die Bedeckung des hellen Fixsternes Aldebaran am Abend des 28. April von 20:45 bis 21:15 Uhr über dem westlichen Horizont erkennen.

Die beste Zeit um die Sternbilder der nebenstehenden Karte zu beobachten ist die Zeit ab dem 15. April. Im Süden steht in mittlerer Höhe das markante Sternbild Löwe mit dem hellen Stern Regulus, was auf deutsch soviel wie kleiner König bedeutet. Bemerkenswert ist, daß wir das bekannte Sternbild Großer Wagen im Frühjahr abends im Zenit (direkt über dem Beobachter) finden. Die Sternbilder Jagdhunde, Luchs, Kl. Löwe und Krebs sind nicht allzu ausgeprägt, da sie nur aus schwächeren Sternen gebildet werden. Auffälliger sind wieder die Sternbilder Wasserschlange und Rabe unterhalb von Löwe und Jungfrau.

Im Krebs erkennt man jedoch bereits mit dem bloßen Auge einen verschwommen Fleck, der sich beim Blick durch einen Feldstecher als offener Sternhaufen namens M44 entpuppt. M48, ein weiterer im Fernglas sichtbarer Sternhaufen, findet man unter dem Kopf der Wasserschlange. Das Frühjahr ist jedoch die Zeit der Galaxien. In der Karte sind die hellsten, in einem kleinen Teleskop sichtbaren, Galaxien eingezeichnet. Zu den schönsten zählt M51, die in größeren Teleskopen und bei dunklem Himmel eine herrliche Spiralstruktur zeigt. Weitere lohnenswerte Objekte für kleine Teleskope sind die Galaxien M96 und M66 im Löwen. Im Galaxienhaufen der Jungfrau erkennt man je nach Größe des Teleskopes und nach Dunkelheit des Himmels Dutzende dieser Welteninseln.

Der Quasar 3C273 ist eines der entferntesten Objekte, die noch mit Teleskopen von Volkssternwarten gesehen werden können. 3C273 steht in einer Entfernung von etwa 2 Milliarden Lichtjahre. Wenn wir uns vorstellen, daß das schwache Licht welches unser Teleskop erreicht, in einer Zeit auf die Reise ging, als sich in den Meeren der Erde gerade die ersten Bakterien entwickelten, so ist 3C273 eines der interessantesten Objekten, die ein Besucher auf einer Sternwarte beobachten kann. Weitere Einblicke in die faszinierende Welt der Sterne können Sie an der Volkssternwarte Marburg e.V. - im Schulzentrum Kirchhain, Dresdener Str. 18 erlangen. Am Freitag, den 3., 17. und 24. April - bei klarem Himmel - sind Besucher ab 21 Uhr zur Beobachtung am Teleskop eingeladen. Am 3. März, 20 Uhr, referiert Jochen Kurz über das Thema "Ankunft vor der Abreise".



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