Der Sternenhimmel im Mai 1998


Kugelsternhaufen rücken in das Gesichtsfeld der Beobachtung

von Winfried Kräling



Der Erste Mai als Feiertag ist keine Errungenschaft der Neuzeit. Bereits die Kelten in unserem Raum feierten an diesem Tag das Weihefest Beltane zu Ehren ihres Gottes Belenos. Astronomisch oriente Steinsetzungen lassen vermuten, daß bereits unsere Vorfahren der Bronzezeit - die z.B. im Botanischen Garten auf den Lahnbergen ihre Hügelgräber errichteten - diesen Tag als Kulttag begingen. Etliche Maibräuche stammen vermutlich aus dieser längst vergangenen Zeit.

Zu Beginn des Wonnemonats Mai zeigt sich der Mond als Sichel am Abendhimmel, die sich bis zum 3.Mai halb gefüllt hat. Die Vollmondstellung erreicht unser Begleiter am 11. und das Letzte Viertel am 19. des Monats. Als Neumond steht er am 25. Mai unsichtbar am Taghimmel.

Ebenfalls unsichtbar am Taghimmel stehen die Planeten Merkur, Mars und Saturn. Wer im Mai Planeten sehen möchte, muß früh aufstehen. Am Monatsersten geht Venus als Morgenstern um 4Uhr47 und am 31. Mai bereits um 3Uhr56 am östlichen Horizont auf. Auch Jupiter ist kein Objekt für Langschläfer. Jupiter, der größte Planet des Sonnensystems, steht am 1. Mai ab 4Uhr33 und am Monatsletzten ab 2Uhr45 gleichfalls über dem östlichen Horizont.

Die ganze Nacht ist Pluto - der fernste aller Planeten, der erst 1930 entdeckt wurde - zu beobachten. Die Voraussetzung, um diesen als lichtschwaches Sternchen aufzuspüren, ist die genaue Kenntnis der Position und ein leistungsfähiges Teleskop eines gut ausgerüsteten Sternfreundes oder einer Sternwarte.

Die zweite Maihälfte, wenn kein Mondlicht die abendliche Beobachtung stört, eignet sich zur Beobachtung von Sternbildern, Sternhaufen und Galaxien. Ihre günstigste Stellung am Abendhimmel erreichen im Mai die Sternbilder [Karte] Gr. Wagen auch Gr. Bär genannt, Bootes mit dem glänzenden Stern Arctur - dessen Name so viel wie Bärenhüter bedeutet, da er stets dem Gr. Bären folgt , Jagdhunde, Haar der Berinike, Jungfrau mit der hellen Spica und der Rabe.

Als lohneswerte Galaxien für Feldstecher und Teleskope seien im Mai besonders M101, M51 und M104 - die Sombrero-Galaxie genannt. Auf letztere blicken wir direkt auf die Kante dieses Milchstraßensystems, so daß bereits in mittleren Teleskopen ein dunkles Staubband gesehen werden kann. Weiterhin empfehlenswert ist der Galaxienhaufen in der Jungfrau, wo sich unter dunklem Himmel fernab von künstlichen Lichtquellen bereits in einem größeren Feldstecher mehr als eine Dutzend Nebelflecke beobachtbar sind.

Der hellste und schönste Kugelsternhaufen auf nebenstehender Karte ist M3. Bereits in einem Fernglas kann er als verwaschener Stern gesehen werden. In mittleren Teleskopen lassen sich am Rand bereits einzelne Sterne erkennen und in einem großen Teleskop einer Sternwarte erscheint dieser Sternhaufen wie Diamantenstaub auf schwarzem Samt. Dieser Anblick wird auf der Nordhemisphäre nur noch von M13 übertroffen, der in den kommenden Monaten in optimale Beobachtungsposition gelangt.

Weitere Einblicke in die faszinierende Welt der Sterne können Sie an der Volkssternwarte Marburg e.V. - im Schulzentrum Kirchhain, Dresdener Str. 18 erlangen. Am Freitag, den 8., 15., 22. und 29. Mai - bei klarem Himmel - sind Besucher ab 21 Uhr zur Beobachtung am Teleskop eingeladen. Am 8. Mai, 20 Uhr, referiert Reiner Boulnois über das Thema "An den Grenzen des Sonnensystems".



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