Der Sternenhimmel im Juli 1998


Ein schwarzes Loch saugt seinen Begleiter aus

von Winfried Kräling



Das hellste Gestirn, das wir ab Mitternacht in östlicher Richtung beobachten können, ist der Riesenplanet Jupiter. Ihm folgen in der zweiten Nachthälfte die Planeten Saturn und in der Dämmerung die Venus als Morgenstern. Leicht aufzufinden sind diese Planeten, wenn sie Besuch vom Mond bekommen. Am 15. gesellt sich der abnehmende Mond zu Jupiter, am 17. zu Saturn und am 21. ist die schmale Sichel bei der Venus zu finden.

Die günstigste Zeit, in den kurzen Julinächten, die Milchstraße, die in den Sommermonaten besonders eindrucksvoll ist, zu beobachten, ist die Zeit vom 20. bis zum 26. Juli, wenn kein Mondlicht die Beobachtung stört. Wer dann, fernab von künstlicher Beleuchtung, mit einem Fernglas dieses zarte Band absucht, wird zahlreiche Sternhaufen, Gasnebel und Dunkelwolken entdecken. Wegen der Fülle von bemerkenswerten Objekten, kann in diesem Beitrag nur ein Sternbild ausgiebiger beschrieben werden. Der Schwan, dessen hellste Sterne die Form eines Kreuzes (auch Kreuz des Nordens genannt) oder aber eben die eines fliegenden Schwanes bilden, ist uns bereits aus vorgriechischer Zeit überliefert. Die bekannteste Erzählung berichtet von Leda, der Gemahlin des Königs Tyndareos, die ihren Gemahl mit Zeus, der die Form eines Schwanes angenommen hatte, hinterging. Das Ergebnis dieser Affäre waren die Göttersöhne Castor und Pollux, die ebenfalls als Sterne am Himmel verewigt wurden.

Deneb, dessen Name "Schwanz (des Schwanes)" bedeutet, befindet sich in ca.1800 Lichtjahren Entfernung. Daß er trotz dieser großen Distanz noch als einer der hellsten Sterne gesehen werden kann, liegt an seiner enormen Leuchtkraft, welche die unserer Sonne um das 70.000-fache übertrifft. Ein weiterer bemerkenswerter Stern ist Albireo, der Kopf des Schwanes. In einem kleinen Teleskop erkennt man in diesem Stern einen Doppelstern von bläulicher und oranger Farbe. Ebenfalls um einen sehr engen Doppelstern handelt es sich bei dem Objekt mit der merkwürdigen Bezeichnung Cyg X-1, den jedoch auch stärkste Teleskope nicht trennen können. Wahrscheinlich handelt es sich bei einer der beiden Komponenten um ein schwarzes Loch, das von seinem Nachbarn Materie absaugt. Bevor diese auf Nimmerwiedersehen im schwarzen Loch verschwindet, wird sie auf viele Millionen Grad erhitzt, was die starke Röntgenstrahlung, die allerdings nur von speziellen Satelliten registriert werden kann, erklärt.

Unter dunklem Himmel ist bereits in einem lichtstarken Fernglas ein weiteres bemerkenswertes Objekt, der Cirrus - oder Schleiernebel , sichtbar. Diese zarten Nebelschleier sind Überreste einer Supernova, einer gewaltigen Sternenexplosion vor 30.000 bis 50.000 Jahren. Noch heute dehnen sich diese Gasmassen mit einer Geschwindigkeit von etwa 120 Kilometer pro Sekunde aus.

Tiefere Einblicke in die faszinierende Welt der Sterne können Sie an der Volkssternwarte Marburg e.V. - im Schulzentrum Kirchhain, Dresdener Str. 18 erlangen. Am Freitag, den 03. und 10. Juli - bei klarem Himmel - sind Besucher ab 21 Uhr zur Beobachtung am Teleskop eingeladen. Während den Sommerferien ist die Sternwarte nicht geöffnet.



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