Der Sternenhimmel im September 1998


Im September ist Jupiter der Star am Abendhimmel

von Winfried Kräling



Am 23 September um 7:37 Uhr überquert die Sonne den Himmelsäquator in Richtung Süden, es ist Herbstanfang. An allen Orten der Erde sind zu diesem Datum Tag und Nacht gleich lang. Auf der Nordhalbkugel beginnt jetzt das Winterhalbjahr, für die Dauer von ca. einem halben Jahr sind nun die Nächte länger als die Tage.

Wer nach Einbruch der Dunkelheit in östliche Richtung [Grafik] schaut, erspäht ein auffällig helles Gestirn. Es ist Jupiter, der größte Planet des Sonnensystems. Den Durchmesser der Erde übertrifft dieser Gigant um das 11-fache, deren Masse sogar um das 317-fache. 16 (bekannte) Monde umkreisen Jupiter, vier davon sind bereits in einem Fernglas oder einem kleinen Teleskop sichtbar. Es ist sehr reizvoll, die stets unterschiedlichen Stellungen dieser Trabanten im Abstand eines Tages zu beobachten. Besucher von Sternwarten können sogar gelegentlich miterleben, wie der Schatten eines oder sogar mehrerer Monde auf die Planetenoberfläche fällt, dort herrscht dann eine totale Sonnenfinsternis. Neben Wolkenbändern in der Jupiteratmosphäre erkennt man in Teleskopen auch einen gewaltigen Wirbelsturm - der so groß ist, daß die Erde darin Platz hätte - wenn dieser, bedingt durch die Rotation des Planeten, in Richtung Erde steht.

Auch Saturn, der zweitgrößte Planet unseres Sonnensystems ist im September am Abendhimmel sichtbar. Er steht, ebenfalls als heller Stern, in einiger Distanz links vom strahlenden Jupiter. Seine beste Beobachtungsstellung erreicht der Ringplanet allerdings erst im kommenden Monat. Am östlichen Himmel finden wir die ersten Herbststernbilder. Die beiden hellen Planeten können zur Orientierung dienen, um diese Konstellationen zu identifizieren. Zwischen Jupiter und Saturn befindet sich das Sternbild der Fische, das jedoch nur aus relativ lichtschwachen Sternen gebildet wird. Links oberhalb von Saturn finden wir die Sternbilder Dreieck und Widder. Oberhalb der Verbindungslinie von Jupiter und Saturn ist ein markantes, auf der Spitze stehendes Viereck zu erkennen. Dieses Viereck ist der Rumpf des Sternbildes Pegasus, Kopf und Vorderfüße des geflügelten Rosses der Antike, entdeckt man rechts oberhalb des Viereckes. Betrachtet man die Kette der Andromeda als Hinterbeine dieser Sagenfigur, kann man sich mit etwas Vorstellungskraft, durchaus ein fliegendes Roß vorstellen, das in unseren Breiten allerdings in Rückenlage über das Firmament zu schweben scheint. Um dieses Sternbild ranken sich viele Legenden, die zum Teil bis in die mesopotanische und etruskische Mythologie zurückzuführen sind. Unter anderem soll der Held Perseus das Flügelroß geritten haben, als er die Königstochter Andromeda vor einem Meeresungeheuer errettet hat.

Vor der Nase des Pegasus erkennt man im Teleskop den 35.000 Lichtjahren entfernten Kugelsternhaufen M15. Die Galaxie M31, die in einer klaren Nacht bereits mit bloßem Auge sichtbar ist, befindet sich nach neuesten Messungen sogar in einer Entfernung von 2,3 Mio. Lichtjahren. Die mit einem Feldstecher sichtbare Galaxie M33 steht in der gleichen Entfernung.

Tiefere Einblicke in die faszinierende Welt der Sterne können Besucher an der Volkssternwarte Marburg e.V. - im Schulzentrum Kirchhain, Dresdener Str. 18 erlangen, die nach der Sommerpause wieder geöffnet ist. Am Freitag, den 11.09., 18.09. und 25.09. - bei klarem Himmel - sind Gäste ab 21 Uhr zur Beobachtung am Teleskop eingeladen.



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