Der Sternenhimmel im November 1998


Dämonenstern Algol wird im November lichtschwächer

von Winfried Kräling



Im November kann es in den Niederungen zu lang anhaltender Nebelbildung kommen, während die umliegenden Höhen tagsüber im Sonnenlicht liegen und sich nachts hervorragend zur Sternbeobachtung eignen. Hier kann es dann sogar besonders dunkel sein, weil das Licht von Städten und Dörfern im Nebel gefangen wird.

Besonders in der abendlichen mondlosen Zeit um die Monatsmitte lassen sich Sterne und Sternschnuppen besonders gut beobachten. Für die Nacht vom 17. auf 18.11. wird der Sternschnuppenschauer der Leoniden erwartet. Weitere Informatinen hierzu finden Sie weiter unten auf dieser Seite.

Die Planeten Merkur und Venus sind im November unsichtbar, sie stehen gemeinsam mit der Sonne am Taghimmel. Der rote Planet Mars zeigt sich in der zweiten Nachthälfte am Osthimmel. Jupiter und Saturn befinden sich weiterhin in guter Beobachtungsposition, so daß in leistungsfähigen Teleskopen von Sternwarten detaillierte Beobachtungen möglich sind.

In dunklen Novembernächten erkennt man die Milchstraße von Horizont zu Horizont. Etwa in der Bildmitte der nebenstehenden Karte findet man das markante Sternbild Cassiopeia, das wegen der Anordnung seiner Sterne auch das Himmels-"W" genannt wird. Etwas darunter läßt sich bereits mit dem bloßen Auge der Doppelsternhaufen h+c (sprich: h und chi) als blasser Nebelfleck beobachten. In einem Feldstecher lassen darin Dutzende von einzelnen Sternen sehen. Noch etwas weiter unterhalb erkennt man das Sternbild Perseus. In diesem befindet sich Algol, der früher auch Dämonenstern genannt wurde, wohl in Anspielung auf sein merkwürdiges Helligkeitsverhalten. An den Abenden des 14. und 17. November ist ebenfalls mit dem bloßen Auge zu erkennen, wie dieser Stern für einige Stunden merklich lichtschwächer wird und danach wieder seine "normale" Helligkeit erreicht. Den Grund für diesen Lichtwechsel liegt in einem unsichtbaren Begleiter, welcher sich in regelmäßigen Zeitabständen zwischen Erde und Algol schiebt. Einen weiteren bemerkenswerten Stern findet man auf der Karte im Sternbild Cepheus. Der Stern m Cep (sprich: my Cepheus) wird wegen seiner auffälligen rötlichen Farbe auch "Granatstern" genannt. Dieser Stern ändert ebenfalls wie Algol seine Helligkeit, jedoch in unregelmäßigen Abständen. Bei diesem Stern ist der Lichtwechsel in den physikalischen Eigenschaften dieses Riesensternes, der fast zweitausend mal größer als unsere Sonne ist, begründet.

Tiefere Einblicke in die faszinierende Welt der Sterne können Besucher an der Volkssternwarte Marburg e.V. - im Schulzentrum Kirchhain, Dresdener Str. 18 erlangen. Am Freitag, den 6. November, 20 Uhr, können sich Besucher der Sternwarte über aktuelle Raumfahrtmissionen informieren . An den Freitagen, 13.11., 20.11. und 27.11. - bei klarem Himmel - sind Gäste ab 20 Uhr zur Beobachtung am Teleskop eingeladen.



Meteorsturm der Leoniden gefährdet Satelliten - Sonderführung an der Sternwarte

von Winfried Kräling

In den frühen Abendstunden des 17. Novembers, etwa um 20 Uhr nach unserer Zeit, erwarten Astronomen ein kosmisches Feuerwerk über weiten Teilen des asiatischen Raumes.

Zu diesem Zeitpunkt durchquert die Erde die Bahn des Kometen 55P/Tempel-Tuttle, der alle 33 Jahre in die Nähe der Erde kommt und in diesem Frühjahr seinen sonnennächsten Punkt durchlaufen hat. Kometen sind salopp gesagt schmutzige Eisberge mit eingelagerten Gesteins- und Staubpartikeln. Kommt nun ein Komet in Sonnennähe sublimiert (verdampft) das Eis, Staubpartikel werden freigesetzt und können einen eindrucksvollen Schweif, wie zuletzt bei Hale-Bopp im Frühjahr 1997 zu beobachten war, bilden. Weiterhin verteilen sich diese Partikel auf der Umlaufbahn des Kometen, wobei die räumliche Dichte in der Kometennähe am größten ist. So ist zu erklären, daß es nicht in jedem Jahr zu einem Meteorschauer kommt, wenn die Erde die Kometenbahn kreuzt, sondern nur vereinzelt Sternschnuppen gesehen werden.

Als sich zuletzt im Jahre 1966 der Komet 55P/Tempel-Tuttle in Erdnähe befand, konnte ein wahrer Meteorsturm mit bis zu 40 Meteoren pro Sekunde(!!!) beobachtet werden. Durch historische Quellen läßt sich dieser Meteorstrom bis zur Zeit um 900 n.Chr. zurückverfolgen. Da alle Meteore scheinbar aus dem Sternbild Löwe - auf lateinisch Leo - zu kommen scheinen, spricht man bei diesen Meteoren von Leoniden.

Wenn nun die Erde mit den 0,2 bis 2mm Staubpartikeln des Kometen zusammenstößt, verglühen diese in der Atmosphäre, was an der Leuchtspur zu erkennen ist. Es besteht also keine Gefahr für die Menschen unterhalb der schützenden Atmosphäre. Gefährlich kann es für Satelliten werden. Bei einer Kollision mit einem der Staubteilchen, welches mit ca. 71 km/sek (=255.000 km/h) den Satelitten treffen würde, wird eine kinetische Energie von 30 Joule bis 35 Kilojoule freigesetzt. Der niedrigere Wert enspricht etwa der Energie eines kräftigen Hammerschlages, der höhere hat ca. die zehnfache Energie einer Gewehrkugel. Schäden an Satelliten, von leichteren Störungen bis hin zum Totalausfall, werden erwartet. Telefonverbindungen und TV- Übertragungen via Satellit können gestört werden.

Mit großer Wahrscheinlichkeit werden wir in Mitteleuropa das Maximum des Meteorsturmes, mit bis zu 10.000 Meteoren pro Stunde, verpassen. Nach Meinung von Experten sollten jedoch noch vor Mitternacht verstärkt Nachzügler der Leoniden auftreten. Wenn das Sternbild Löwe gegen 23 Uhr am östlichen Himmel aufgeht, könnten immerhin noch hundert Sternschnuppen pro Stunde über den Himmel huschen.

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Wegen der Außergewöhnlichkeit dieses Ereignisses ist die Volkssternwarte Marburg e.V. - im Schulzentrum Kirchhain, Dresdener Str. 18. - am Dienstag den 17. November ab 20 Uhr geöffnet. Interessierte können sich außerdem an diesem Abend telefonisch unter 06422/7599 über das Ereignis informieren.



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