Der Sternenhimmel im April 1999


Im April kommt der rote Planet Mars in Erdnähe

von Winfried Kräling

Keinem Aprilscherz, sondern der Umstellung der Uhren auf die Sommerzeit, haben wir es zu verdanken, daß wir im April gleich zweimal den Vollmond beobachten können. Am 1. April um 0:49 Uhr Sommerzeit (ohne die Zeitumstellung wäre es der 31. März, 23:49 MEZ) erreicht der Erdtrabant seine Vollmondstellung, exakt gegenüber der Sonne und geht bei Sonnenuntergang auf und bei Sonnenaufgang unter. Am 8. April ist der Mond in seinem letzten Viertel sichtbar und erscheint erst nach Mitternacht über dem Horizont. Ab dem 17. April, einem Tag nach Neumond, läßt sich die schmale Mondsichel wieder am Abendhimmel beobachten, sofern uns keine Wolken die Sicht versperren. Am 22. April erreicht der Mond sein erstes Viertel.

Wer am 24. nach Einbruch der Dunkelheit den Mond beobachtet, wird erkennen, daß sich links von diesem ein heller Stern befindet, der sich stetig dem dunklen Mondrand nähert. Es ist Regulus, der Hauptstern im Löwen, der in der Zeit von 23:39 Uhr bis 0:14 Uhr (Zeiten für Marburg) sogar vom Mond bedeckt wird. Das Verschwinden hinter dem Mond und das Wiederauftauchen kann mit dem bloßen Auge, besser jedoch mit einem Fernglas oder kleinem Fernrohr, beobachtet werden. Zum zweiten mal im April leuchtet der Vollmond am 30. April die ganze Nacht am Himmel. Das hellste Gestirn nach Sonne und Mond ist der Planet Venus, der auch im April als Abendstern nach Einbruch der Dämmerung über dem westlichen Horizont strahlt.



Mars (siehe Karte ), der wegen seiner Farbe auch der rote Planet genannt wird, befindet sich im April in seiner besten Beobachtungsposition seit mehr als zwei Jahren. Am 24. gelangt er in Oppostion, das heißt er steht der Sonne gegenüber und ist ähnlich wie der Vollmond die ganze Nacht sichtbar. Wegen seiner exzentrischen Bahn gelangt er jedoch erst am 1. Mai in Erdnähe. Ebenfalls wegen der elliptischen Marsbahn erscheint dieser auffällige Planet zu verschiedenen Jahren unterschiedlich groß im Fernrohr.

Bei der diesjährigen Opposition trennen uns mehr als 87 Millionen Kilometer von diesem Gestirn, im Jahre 2003 wird sich der rote Planet bis auf 56 Millionen Kilometer der Erde nähern. Die relativ große Distanz in diesem Jahr erfordert sehr leistungsstarke Teleskope um Einzelheiten auf Mars zu erkennen. Zur Verdeutlichung: Mars erscheint bei seiner diesjährigen Opposition im Fernrohr so groß wie ein Pfennigstück aus 210 Meter Entfernung betrachtet. Dennoch haben geübte Beobachter Details (siehe Zeichnung) wie Polkappen, Oberflächenstrukturen oder auch Wolken erkannt, lange bevor Raumsonden diesen geheimnisvollen Planeten erkundeten.

Auf der Karte erkennt man, daß jetzt alle markanten Frühlingssternbilder wie Löwe, Jungfrau und Bootes abends über dem Horizont stehen. Die hellsten Galaxien und Sternhaufen, die bereits in einem kleinen Teleskop sichtbar sind, wurden nach einem französischen Astronomen aus dem 18. Jahrhundert mit einem großen "M", gefolgt von einer Zahl, gekennzeichnet.

Tiefere Einblicke in die faszinierende Welt der Sterne können Besucher an der Volkssternwarte Marburg e.V. - im Schulzentrum Kirchhain, Dresdener Str. 18 erlangen. An den Freitagen am 9., 16.. und 23. April. - bei klarem Himmel - sind Gäste ab 21 Uhr zur Beobachtung am Teleskop eingeladen.

Am Freitag, den 30.4. um 20 Uhr, können sich Besucher in einem Vortrag von R. Boulnois u. J. ter Laak über die totale Sonnenfinsternis am 11. August informieren.