Der Sternenhimmel im Mai 1999


Licht vom Rande des Universums

von Winfried Kräling

Für die später beginnende Dunkelheit wird der Sternfreund dadurch entschädigt, daß er jetzt wieder Sterne bei recht angenehmen Temperaturen beobachten kann. Die ersten Abende des Mai werden noch vom Mondlicht erhellt, doch nach dem ersten Viertel, am 8. Mai, zeigt sich unser Trabant erst nach Mitternacht am Himmel. Allerdings läßt er sich bereits wieder ab dem 16. , einem Tag nach Neumond, am Abendhimmel entdecken. Am 22. erkennen wir den Mond nur halb, doch bereits am 28. zeigt er uns seine volle Pracht. Recht reizvoll dürfte die Konstellation am Abend des 26. Mai sein, wenn sich der fast volle Mond in der Nähe der hellen Gestirne Mars und Spica steht.

Von den hellen Planeten sind im Mai nur Venus und Mars beobachtbar. Die glänzende Venus, die auch unter der Bezeichnung Morgen- oder Abendstern bekannt ist (je nach dem ob sie gerade am Morgen- oder Abendhimmel steht), nähert sich allmählich der Erde, was an der zunehmenden Helligkeit sichtbar ist. In einem kleinen Fernrohr ist weiterhin zu erkennen, daß auch der (scheinbare) Durchmesser zunimmt, der von der Sonne beleuchtete Teil allerdings schwindet. Bereits Galileo Galilei hat die Phasen der Venus erkannt, was ihn u.a. darin bestätigte, daß das neue Weltbild des Kopernikus das richtige sei.

Mars erreicht am 1. Mai seine geringste Entfernung zur Erde, in einem leistungsfähigen Teleskop einer Sternwarte sind im Mai die besten Beobachtungsmöglichkeiten gegeben. Die Eiskappe des Marsnordpoles ist bereits weitgehendst abgeschmolzen, doch zeigt Mars bei ruhiger Luft noch zahlreiche Details seiner rötlichen Oberfläche.



Auf nebenstehender Karte ist zwischen den Frühlingssternbildern Löwe und Jungfrau ein Galaxienhaufen eingezeichnet. Dort sind in einem größeren Amateurteleskop unter dunklem Himmel - den man jedoch wegen der zunehmenden Lichtverschmutzung allerdings nur noch selten findet - dutzende Galaxien, gelegentlich sogar bis zu zehn gemeinsam im Gesichtsfeld des Teleskopes, zu finden. Zarte Lichtflecke sind es, deren Licht (das mit 300.000 km pro Sekunde durch das Weltall eilt) 60 Millionen Jahre benötigt hat, um zu uns zu gelangen.

Doch ist diese enorme Entfernung von 60 Millionen Lichtjahren, die uns von diesem Galaxienhaufen trennt, gering im Vergleich zu der von einem schwachen Lichtpünktchen, das die Bezeichnung 3C273 trägt [siehe Karte] Hinter dieser Bezeichnung verbirgt sich der hellste Vertreter einer Klasse von rätselhaften Himmelsobjekten: den Quasaren. Quasare sind wahre Energiemonster aus der Frühphase des Universums (wegen der großen Distanz erreicht uns deren Licht erst jetzt), welche Galaxien um das hundertfache überstrahlen. 3C273, der bei genauer Kenntnis der Position bereits in einem mittleren Amateurteleskop sichtbar ist, befindet sich in etwa 3 Milliarden Lichtjahren Entfernung und entfernt sich in jeder Sekunde 50.000 km von uns. Bei der Beobachtung von 3C273 erblicken wir ein Objekt vom Rande des Universums.

Quasar 3C273

Weitere Einblicke in die faszinierende Welt der Sterne können Besucher an der Volkssternwarte Marburg e.V. - im Schulzentrum Kirchhain, Dresdener Str. 18 erlangen. An den Freitagen am 7., 14.. und 21. Mai. - bei klarem Himmel - sind Gäste ab 21 Uhr zur Beobachtung am Teleskop eingeladen.

Am Freitag, den 28.5. um 20 Uhr, können sich Besucher in einem Vortrag von Udo Wittekindt über "Großräumig Strukturen im Kosmos" informieren.