Der Sternenhimmel im Juni 1999


Venus strahlt im Juli in ihrem größten Glanz

von Winfried Kräling

Wer an einem sonnigen Julitag am hellichten Tag einen leuchten Punkt am Himmel entdeckt, muß nicht gleich an Ufo's denken, mit großer Wahrscheinlichkeit hat er Venus erblickt, die am 14. Juli in ihrem größten Glanz erstrahlt. Tatsächlich haben Tagessichtungen der Venus - die am besten gelingen, wenn der Himmel stahlblau ist und man sich an einem schattigen Ort befindet - schon öfters Aufsehen erregt. Wem es nicht gelingt, Venus am Taghimmel zu erblicken, wird sie allerdings bald nach Sonnenuntergang in westlicher Richtung entdecken. Allerdings verkürzt sich im Juli die Beobachtungsdauer erheblich und gegen Ende des Monats wird sie nur noch in der hellen Dämmerung sichtbar sein. Besitzer eines kleinen Teleskops sollten nicht versäumen die sich nun auch rasch ändernde Phasengestalt dieses Planeten zu beobachten.



Mars entfernt sich zunehmend von der Erde, damit verschlechtern sich auch beim roten Planeten die Beobachtungsbedingungen. Jupiter und Saturn sind allmählich wieder besser zu sehen, beide Planeten sind am Monatsende schon kurz nach Mitternacht sichtbar. Doch schon am Morgen des 8. Juli, gegen 3 Uhr, bietet sich über dem östlichen Horizont ein reizvoller Anblick: Mond, Jupiter und Saturn stehen nur wenige Grad voneinander.

Zwei Tage zuvor ist der Mond in seinem letzten Viertel sichtbar und um den 13. steht er unbeobachtbar am Taghimmel. Ab dem 15. zeigt sich der Erdbegleiter wieder am Abendhimmel und am 15. ist er als Halbmond zu erkennen. Am 28. Juli erhellt der Vollmond die kurze Julinacht.

Die beste Zeit um Sternbilder, die Milchstraße und Sternhaufen - die hellsten und zum Teil bereits in einem Fernglas sichtbaren Objekte sind in der Sternkarte eingezeichnet und mit einer M-Nummer gekennzeichnet - zu beobachten, sind die beiden Wochen vom 5. bis zum 18. Juli. Blickt man in einer klaren Nacht und an einem dunklen Beobachtungsort gegen Mitternacht in südliche Richtung, entdeckt man wenige Grad über dem Horizont die dichtesten Teile der Milchstraße. Doch auch weiter zum Zenit hin ist zu erkennen, daß das Band der Milchstraße nicht homogen ist, sondern helle Flecken und dunkle Partien enthält. Zwischen den Sternbildern Adler und Schwan ist sie sogar zweigeteilt: ein dunkles Band aus kosmischen Staub verdeckt die dahinter liegenden Sterne und leuchtenden Gasmassen der Milchstraße.

Die Sterne Alpha Centauri und Proxima Centauri , die uns mit etwas mehr als 4 Lichtjahren Entfernung am nächsten stehen, sind von Mitteleuropa nicht sichtbar. Unweit des Sternes 66 im Schlangenträger [Karte und Ausschnitt] steht der Stern +4°3561 - der Sternfreunden besser als "Barnard's Stern" bekannt ist. Dieser, allerdings nur im Teleskop sichtbare Stern, ist mit 5,9 Lichtjahren Entfernung, der nächste von Deutschland aus sichtbare Stern. Bereits 1916 erkannte der Astronom Edward E. Barnard, daß sich dieser rote Zwergstern "sehr schnell" bewegt. In einem Zeitraum von 175 Jahren legt Barnard's Stern eine Strecke am Himmel zurück, die so groß ist wie vom linken zum rechten Mondrand, damit besitzt er die größte Eigenbewegung, die je an einem "Fixstern" gemessen wurde. Da sich Barnard's Stern schräg auf die Erde zu bewegt, wird er in etwa 10.000 Jahren das Sonnensystem in weniger als 4 Lichtjahren passieren und damit der sonnennächste Stern sein.

Im Juli ist die Volkssternwarte Marburg e.V. in Kirchhain wegen der Sommerferien nicht geöffnet.