Der Sternenhimmel im Oktober 1999


Riesenwirbelsturm tobt auf Jupiter

von Winfried Kräling

Im Oktober wird es herbstlich - auch am Sternenhimmel. Die Sommersternbilder räumen das Feld für herbstliche Konstellationen, die bereits abends die östliche Hälfte des Firmaments ausfüllen. In Horizontnähe findet man die Sternbilder Wassermann, Fische und Walfisch. Weiter zum Zenit hin beherrschen die Sternbilder Pegasus und Andromeda die Szene. Das markante Viereck des Pegasus läßt sich leicht auffinden und einprägen. Schweift der Blick vom Pegasus nach links, dann erblicken wir eine Sternenkette: die Andromeda. Oberhalb dieser Kette erkennt man in klaren Nächten einen milchigen Fleck - den Andromedanebel, der in der Sternkarte mit M31 gekennzeichnet ist. Dieses entfernteste Objekt, das man gerade noch mit dem bloßen Auge wahrnehmen kann, ist unsere Nachbargalaxie. Das Licht, welches wir jetzt erblicken, wurde bereits vor mehr als zwei Millionen Jahren ausgesandt. Die Cassiopeia, auch bekannt als Himmels-"W", oberhalb von der Andromeda ist ein typisches Herbststernbild, der Schwan in der rechten oberen Kartenhälfte ist allerdings noch ein Relikt des Sommerhimmels.



Die auffälligsten Gestirne am Abendhimmel sind jedoch die Planeten Jupiter und Saturn. Bereits in der Dämmerung kann man den strahlenden Jupiter in östlicher Richtung erblicken. Mit zunehmender Dunkelheit und Höhe steigert sich die Leuchtkraft dieses Riesenplaneten, der den Durchmesser der Erde um das 11-fache übertrifft. Bereits mit einem Fernglas lassen sich vier seiner Monde erkennen und von Abend zu Abend findet man sie in wechselnder Position zum Planeten. Der Anblick dieses Planeten in einem leistungsstarken Fernrohr einer Sternwarte ist überwältigend. Bei ruhiger Luft lassen sich neben den dunklen Bändern - die man übrigens bereits in kleineren Liebhaberteleskopen erkennen kann - mancherlei Strukturen in Jupiters Atmosphäre erkennen. Das bekannteste Detail ist der große rote Fleck (das Oval in der oberen Hälfte der nebenstehenden Zeichnung), ein gigantischer Wirbelsturm auf Jupiter, der seit mehr als hundert Jahren existiert, in den letzten Jahren jedoch eher weiß erscheint. Dieser Sturm ist wirklich monströs sowohl in Puncto Ausdehnung als auch in Bezug auf seine Windgeschwindigkeiten. Die Erde könnte man bequem in dem 22.000 km langen Wirbel plazieren und irdische Hurrikans mit Spitzengeschwindigkeiten von 280 km/h wären dort ein laues Lüftchen neben der mit bis zu 600 Stundenkilometer tobenden Jupiteratmoshäre. Jupiter dreht sich in weniger als 10 Stunden um seine Achse, als Folge ist der Planet durch die daraus resultierenden Zentrifugalkräften merklich abgeplattet.

Auch der etwas lichtschwächere Ringplanet Saturn, links von Jupiter, läßt sich an den Oktoberabenden gut beobachten. Bereits ab 25-facher Vergrößerung kann man den Ring dieses Planeten erkennen und in größeren Teleskopen ist Saturn eine Augenweide. Die helle Venus ist zur Zeit der Morgenstern und ein Objekt für Frühaufsteher, sie geht im Oktober erst nach 3Uhr30 auf. In der Zeit vom 7. bis 11. Oktober sollte man einmal nach Sternschnuppen Ausschau halten, in dieser Zeit kreuzt die Erde die Bahn des Kometen 21P/Giacobini-Zinner.

Weitere Einblicke in die faszinierende Welt der Sterne können Besucher an der Volkssternwarte Marburg e.V. - im Schulzentrum Kirchhain, Dresdener Str. 18 erlangen. An den Freitagen am 01., 08.,15., 22. und 29. Oktober. - bei klarem Himmel - sind Gäste ab 20 Uhr zur Beobachtung am Teleskop eingeladen. Am Freitag den 22. Okt., um 20 Uhr, können Besucher in einem Diavortrag von Winfried Kräling "Eine Reise in die Tiefe des Alls" unternehmen.