Der Sternenhimmel im November 1999


In frostigen Dezembernächten szintillieren die Sterne

von Winfried Kräling

Ende Dezember hat die Sonne ihren Tiefststand erreicht. Am 22. Dezember, dem Tag der Wintersonnenwende, steht sie in Marburg etwa 8 Stunden über und 16 Stunden unter dem Horizont. Ab diesem Datum werden die Tage allmählich wieder länger. Die langen Nächte eignen sich hervoragend zur Beobachtung des Sternenhimmels: besonders in frostigen Nächten funkeln die Sterne besonders schön.



Alle Planeten, die mit dem bloßen Auge sichtbar sind, können im Dezember gesehen werden. Der sonnennahe Planet Merkur zeigt sich vom Monatsanfang bis zur Monatsmitte in der Morgendämmerung am südöstlichen Horizont. Die Sichtbarkeit der Venus schrumpft zwar etwas, dennoch ist dieser Planet weiterhin als strahlender Morgenstern zu erkennen. Auch der rote Planet Mars ist weiterhin sichtbar, man findet ihn abends in südlicher- bis südwestlicher Richtung nahe am Horizont. Günstig plaziert sind die Planeten Jupiter und Saturn, die zu Beginn der Dunkelheit bereits hoch über dem südöstlichen Himmel stehen. Wer diese beiden Planeten im Fernrohr beobachten möchte, sollte jedoch darauf achten, daß die Sterne nicht allzu stark funkeln. Das Funkeln der Sterne, Astronomen sprechen von Szintillation, entsteht durch die Luftunruhe in der Erdatmosphäre, die sich bei Betrachtung mit hoher Vergrößerung recht störend auswirkt. Beobachtungen der beiden Riesenplaneten, bei ruhiger Luft, in einem größeren Teleskop beeindrucken astronomische Laien und langjährige Sternfreunde gleichermaßen.

Doch nicht nur Planeten sind im Dezember lohnende Objekte für Sternfreunde mit Teleskop oder Feldstecher. Nebenstehende Karte zeigt eine Menge von offenen Sternhaufen wie z.B. M34 bis M38 in der Nähe der Wintermilchstraße, die bereits in einem größeren Fernglas sichtbar sind. Die Hyaden, ein markanter offener Sternhaufen, sind sogar leicht mit dem bloßen Auge sichtbar. Der Sternhaufen wird auch als Kopf des Stieres bezeichnet, das Auge des Stiers ist der helle, orange leuchtende Stern Aldebaran - der Nachfolgende. Diese Bezeichnung soll verdeutlichen, daß er stets den Plejaden, einem weiteren hellen Sternhaufen folgt. Aldebaran ist ein Riesenstern in 68 Lichtjahren Entfernung, der die Sonne im Durchmesser um das 40-fache übertrifft. Er gehört allerdings nicht dem Sternhaufen der Hyaden an, die sich in etwa der doppelten Distanz zu uns befinden, sondern steht zur Zeit nur zufällig in der Sichtlinie. Für ein Fernglas ist der Sternhaufen ein besonders lohnendes Objekt (siehe Ausschnitt). Weiterhin leicht im Fernglas zu sehen sind die Galaxie M31- der große Adromedanebel und M42 - der Orionnebel.

In den Nächten vom 6. bis zum 17. Dezember können die teilweise sehr hellen Sternschnuppen mit dem Namen Geminiden (nach dem Sternbild Zwillinge, lat. Gemini) in der Zeit nach 21Uhr beobachtet werden. Zum Maximum um den 14./15. Dezember werden etwa 80 Meteore pro Stunde erwartet. Ein Feuerzauber, wie bei den Leoniden, wo in den Morgenstunden des 18. Nov. auch über Marburg in weniger als 5 Minuten hundert Schnuppen beobachtet wurden, findet allerdings nicht statt.

Weitere Einblicke in die faszinierende Welt der Sterne können Besucher an der Volkssternwarte Marburg e.V. - im Schulzentrum Kirchhain, Dresdener Str. 18 erlangen. An den Freitagen am 03.und 10. Dezember. - bei klarem Himmel - sind Gäste ab 20 Uhr zur Beobachtung am Teleskop eingeladen. Am Freitag den 17. Nov., um 20 Uhr, geht Udo Wittekindt der Frage nach, warum uns Newtons Physik in der Milchstraße zu verlassen scheint. Gäste sind zu diesem Vortrag willkommen .